1800 Euro Wechselgeld nahm ein später "Kunde" den Mitarbeiterinnen der Tankstelle in Rohrbach ab

Foto: Shell Austria
Linz - "Ich bin froh, dass ich heute Nacht nicht allein Dienst machen muss. Aber man kann eh nichts machen außer Geld hergeben und ja nicht Held spielen", ist Christine Stockinger am Freitag im Standard-Gespräch noch hörbar schockiert. In der Nacht zuvor war ihr Arbeitsplatz Schauplatz des jüngsten Tankstellen-Überfalls in Oberösterreich. Gegen 22.00 Uhr lauerte Donnerstagabend ein maskierter Unbekannter zwei Mitarbeiterinnen, die gerade nach Hause gehen wollten, vor der Shell-Tankstelle an der Umfahrung Süd in Rohrbach auf. Der bis dato Flüchtige sperrte die Angestellten in einen Lagerraum und machte sich unerkannt mit 1800 Euro Beute aus dem Staub.

Mit dem Überfall in Rohrbach ist das kriminelle Dutzend nun voll, es war dies der zwölfte Tankstellenüberfall in zwölf Monaten in Oberösterreich. Allein seit Jahresbeginn wurden vier Tankstellen überfallen. Dem gegenüber steht ein recht magerer Fahndungserfolg. Lediglich zwei der zwölf Überfälle konnten geklärt werden.

Deshalb setzt man jetzt konkrete Maßnahmen, um Tankstellen künftig deutlich sicherer zu machen. Vergangene Woche trafen Polizei, Experten der Wirtschaftskammer und Vertreter der Mineralölkonzerne zu einem Krisengipfel zusammen.

Tanken, läuten, zahlen Ausgearbeitet wurde ein umfassendes Sicherheitspaket, das offiziell erst kommende Woche präsentiert werden soll. Erste Details gab Oberösterreichs Sicherheitsdirektor, Alois Lißl, am Freitag aber dennoch preis: "Probleme gibt es ausschließlich in der Nacht, da sind auch alle zwölf Überfälle passiert. Es wurde daher angedacht, während dieser weniger stark frequentierter Zeiten die Tankstellen zu versperren. Kunden müssten dann im Bedarfsfall klingen und der Tankwart sieht, wer draußen steht". Vonseiten der Betreiberfirmen reagiert man darauf skeptisch. "Da läutet der Täter zuerst, fragt nach Öl und haut dem Tankwart dann eines auf die Rübe", befürchtet ein Sprecher eines großen heimischen Mineralölkonzerns.

Künftig sollte aber auf jeden Fall deutlich weniger Geld in der Kasse potenzielle Tankstellenräuber von ihrem Coup abhalten. Angedacht wurde auch ein spezielles Sicherheitssystem, das vor allem in deutschen Banken immer häufiger zum Einsatz kommt. "Per Knopfdruck schnellt dabei im Ernstfall im Kassenbereich eine Panzerglaswand zwischen Kassierer und Täter hoch und verhindert einen Überfall", erläutert Lißl. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD Printausgabe, 27./28.01.2007)