St. Pölten - Zu je sieben Jahren unbedingter Haft wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung mit Todesfolge sind zwei polnische Staatsbürger (22 und 50 Jahre alt) am Freitag am Landesgericht St. Pölten verurteilt worden. Die beiden sollen Anfang Juni 2006 einen 44-jährigen Landsmann in Haag (Bezirk Amstetten) zu Tode geprügelt haben. Nach der Tat sei das Opfer rund 20 Stunden bewusstlos liegen gelassen worden. Das Richterspruch ist nicht rechtskräftig.

Ursprünglich waren die Männer des Mordes angeklagt gewesen. Die beiden Männer standen im Oktober des Vorjahres schon vor Gericht. Die Anklage lautete damals auf absichtliche schwere Körperverletzung mit Todesfolge, also jene, für die die Männer am Freitag verurteilt wurden. Die zehn Geschworenen hatte die Frage nach Mord verneint. Die Verhandlung im Oktober endete ohne Urteil. Der Schöffensenat erklärte sich wegen des seiner Ansicht nach bestehenden Mordverdachtes für unzuständig.

Mann starb an Atemversagen

Die Angeklagten bekannten sich vor dem Schwurgericht (Vorsitz: Andrea Frischmann) nicht schuldig. Laut Staatsanwalt Gerhard Sedlacek versetzten die Beschuldigten ihrem Landsmann - in einem Zeitraum von 2. bis 4. Juni 2006 - mehrmals Fußtritte und Faustschläge. Der 44-Jährige erlitt eine Vielzahl an Verletzungen: Serienrippenfrakturen, eine Lungenkontusion, Quetschungen des Dickdarms, eine Milzläsion, Rissquetschwunden im Gesicht, multiple Prellmarken und Hämatome am Kopf sowie Hautverletzungen am ganzen Körper. In der Folge hätten es die Arbeiter unterlassen, dem Schwerverletzten die erforderliche medizinische Hilfe zukommen zu lassen. Der Mann starb schließlich an einem Atemversagen, verursacht durch Aspiration von Erbrochenem.

Ein Streit um eine Zigarette habe die "Aggressionen hervorgerufen", sagte Staatsanwalt Gerhard Sedlacek. Zudem hätten Tätowierungen des Opfers für die Beschuldigten darauf hingewiesen, dass der 44-Jährige womöglich schon einmal im Gefängnis gesessen habe. In der Folge seien dann die Angriffe erfolgt. Es sei den Polen "offenbar egal gewesen", dem Verletzten nach den Attacken Hilfe zukommen zu lassen, meinte Sedlacek.

Gerhard Seidel, Verteidiger des 50-Jährigen, wies eine Mordabsicht entschieden zurück. Die Tat habe sich unter "schwer Alkoholisierten abgespielt." Es hätte "überhaupt kein Vorsatz vorgelegen." Ins selbe Horn stieß auch Rechtsanwalt Andrzej Remin für seinen Mandanten.

Gegenüber Richterin Andrea Frischmann, räumte der 22-Jährige ein, das Opfer geschlagen zu haben. "Weil er mit etwas gestohlen hat", so der Pole, der damit die Zigarette meinte. Als ihm Frischmann auf die nicht erfolgte Hilfe ansprach, meinte er: "Hätte ich früher reagiert, dann hätte das ganze nicht so einen Ausgang genommen." Dies sei ihm aber erst später bewusst geworden. (APA)