Washington - Der Anwalt mehrerer in Guantánamo inhaftierter Uiguren aus der chinesischen Region Xinjiang hat sich empört über die Haftbedingungen in dem berüchtigten US-amerikanischen Gefangenenlager auf Kuba geäußert. Die 17 noch in Guantánamo befindlichen muslimischen Uiguren würden in einem neuen Bereich des Lagers mit der Bezeichnung "Camp sechs" in Isolationshaft gehalten, erklärte der Advokat Sabin Willett am Freitag (Ortszeit) in Washington. Die sieben von ihm vertretenen Uiguren zeigten nach fünf Jahren Gefangenschaft "Anzeichen von Paranoia, Wut, Depression, tiefer Traurigkeit, Apathie und Hoffnungslosigkeit".

Weil die Regierung in Washington offenbar keine Aufnahmeländer finde, seien bisher lediglich fünf Uiguren freigelassen worden. Sie wurden von Albanien aufgenommen, wogegen China scharf protestierte. Nach Angaben des Anwalts waren die in Guantánamo inhaftierten Uiguren wegen ihrer Verfolgung in China nach Afghanistan geflüchtet. Dort seien sie im Herbst 2001 von Kopfgeldjägern gefangen und an die USA "verkauft" worden.

Zufriedenheit in Peking

Die chinesische Regierung hatte ihre Genugtuung über die Entscheidung der USA ausgedrückt, die uigurische Separatisten-Organisation "Islamische Bewegung Ostturkestans" auf die Liste "terroristischer Organisationen" zu setzen. Das chinesische Außenministerium behauptete, dass es zwischen den uigurischen Separatisten und dem Terrornetzwerk Al-Kaida Verbindungen gebe. Menschenrechtsorganisationen haben der kommunistischen Führung in Peking vorgeworfen, den internationalen Kampf gegen den Terrorismus auszunutzen, um verschärft gegen Regimekritiker und Minderheiten vorzugehen.

Die Nordwestregion Xinjiang (Sinkiang), die Chinas Atomanlagen und Raketenabschussbasen beherbergt, wurde in den vergangenen Jahren immer wieder von Unruhen erschüttert. Neben dem Turkvolk der Uiguren, das 1944-49 über ein quasi-unabhängiges Staatswesen "Republik Ostturkestan" verfügte, leben in Xinjiang auch Kirgisen, Kasachen und Tadschiken - deren Landsleute in der früheren Sowjetunion heute eigene Staaten haben - unter chinesischer Herrschaft. Peking hatte 1996 Sondertruppen nach Xinjiang verlegt und eine groß angelegte Anti-Separatismus-Kampagne in Gang gesetzt. Zahlreiche "Konterrevolutionäre" wurden hingerichtet, Hunderte von Moscheen und Koranschulen geschlossen. Gegen pro-chinesische uigurische Funktionäre wurden Attentate verübt, der Imam der Großen Moschee von Kashgar fiel einem Mordanschlag zum Opfer. (APA)