Berlin - Die USA fordern mit Nachdruck einen Einsatz von deutschen Bundeswehr-Tornados in Südafghanistan. Die deutsche Bundesregierung und der Bundestag sollen nach Auskunft von Außenminister Frank-Walter Steinmeier "in Kürze" über den Einsatz von Tornado-Flugzeugen in Afghanistan entscheiden. US-Außenministerin Condoleezza Rice sagte am Freitagabend in den ARD-"Tagesthemen": "Wir wissen, welche Rolle Deutschland zukommt, und wir schätzen die Unterstützung Deutschlands im zivilen Bereich und besonders beim Wiederaufbau sehr. Wenn Deutschland jetzt auch noch einen Beitrag zur Aufklärung leisten könnte, wäre das ein guter Schritt."

Das deutsche Verteidigungsministerium hat unterdessen Berichte zurückgewiesen, wonach Tornados in Schleswig-Holstein - mit einer neuen Technik ausgestattet - sogar Kampfeinsätze für Südafghanistan üben. Das ARD-Hauptstadtstudio hatte berichtet, die Luftwaffe teste auf dem Fliegerhorst Jagel "Aufklärungstechnik für direkte und unmittelbare Kampfeinsätze". Dabei wurde auf Tornados des Aufklärungsgeschwaders 51 "Immelmann" verwiesen, "die möglicherweise auch im Süden Afghanistans in den Einsatz kommen sollen". Die Tests seien schon lange geplant gewesen und hätten nichts mit dem "derzeit diskutierten" Einsatz in Südafghanistan zu tun, sagte dazu am Samstag ein Ministeriumssprecher in Berlin.

Unterschiedliche Meinungen

In der Diskussion über den Einsatz warf die Vorsitzende des Bundestags-Verteidigungsausschusses, Ulrike Merten (SPD), erneut die Frage auf, ob ein neues Mandat nötig sei. Darüber gebe es unterschiedliche Meinungen, sagte sie im Deutschlandradio Kultur. Das Bundestagsmandat beschränkt den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan auf den vergleichsweise ruhigen Norden. Eine Ausnahmeklausel erlaubt eine zeitlich begrenzte Unterstützung der NATO-Partner, wenn dies für den Erfolg der ISAF-Mission nötig ist. In der großen Koalition zeichnet sich eine deutliche Mehrheit für die geplante Entsendung der Aufklärungsflugzeuge in den umkämpften Süden Afghanistans ab. Die islamistischen Taliban haben ihre Angriffe in den vergangenen Monaten insbesondere im Süden massiv verstärkt und zum "Heiligen Krieg" gegen die mehr als 40.000 ausländischen Soldaten und die pro-westliche Kabuler Regierung des Präsidenten Hamid Karzai aufgerufen. (APA/dpa/Reuters)