Paris - Drei Monate vor der Präsidentenwahl haben die französischen Sozialisten (PS) den Präsidenten der Mittelmeerregion Languedoc-Roussillon, Georges Freche, wegen rassistischer Äußerungen aus der Partei ausgeschlossen. Die zuständige Kommission entschied am Samstag in Paris, dem 68-Jährigen die Mitgliedschaft abzuerkennen, weil er in der Öffentlichkeit bedauert hatte, "dass neun von elf Spielern in unserem Fußballnationalteam Schwarze sind". Normal sei ein Anteil von "drei oder vier", hatte Freche gesagt.

PS-Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal, Präsidentin der Region Poitou-Charentes, und Parteichef Francois Hollande hatten seinen Ausschluss verlangt. Freche war erst am Donnerstag zu 15.000 Euro Geldstrafe verurteilt worden, weil er Angehörige der muslimischen Hilfstruppen Frankreichs im Algerienkrieg, die so genannten Harkis, "Untermenschen" genannt hatte. Freche habe Äußerungen von sich gegeben, die für die Betroffenen "unannehmbar und demütigend" gewesen seien, sagte Royal.

"Positive Rolle" Frankreichs in Nordafrika

Freche hatte seine abwertenden Äußerungen gegen die Harkis damit gerechtfertigt, dass deren Vertreter gegen die Änderung eines umstrittenen Gesetzes zur Kolonialgeschichte demonstriert hatten, welches unter anderem die "positive Rolle" Frankreichs in Nordafrika betont. "Ihr gehört zu diesen Harkis, die bis zum Ende aller Zeiten dazu berufen sind, betrogen zu werden", hatte Freche einem Vertreter der Harki-Gemeinschaft vor laufendem Radiomikrofon gesagt. "Ihr habt nichts, ihr seid Untermenschen, ihr habt keine Ehre."

Mehrere zehntausend Algerier, die Frankreich bei der Bekämpfung der Unabhängigkeitsbewegung unterstützt hatten, waren Anfang der sechziger Jahre nach dem Rückzug der französischen Armee mit ihren Familien nach Frankreich geflüchtet. Nach weit auseinander liegenden Schätzungen wurden 10.000 bis 150.000 in Algerien zurückgebliebene Harkis nach dem Krieg aus Rache ermordet. (APA)