Die jüngsten Schneefälle sind Balsam auf die Seele der heuer arg auf die Probe gestellten österreichischen Tourismusunternehmen. Auch wenn der Jänner - von Ausnahmen abgesehen - für viele Wirte und Hoteliers ein Verlustgeschäft war, sollte nun wenigstens im Februar das Geld in den Tourismuskassen klingeln. Denn Frau Holle war holde und hat rechtzeitig vor Beginn der Semesterferien eifrig geschüttelt. Also ist alles wieder in Ordnung? Mitnichten.

Zwar ist es der Branche jüngsten Berechnungen zufolge auch ohne Schnee hervorragend gegangen. Die Zahl der Nächtigungen ist im November und Dezember 2006 um 3,9 Prozent gestiegen, die Umsätze haben sich um 5,5 Prozent erhöht und damit jene des Rekordjahres 2005 übertroffen. Das ist nur auf den ersten Blick ein Widerspruch, die Erklärung ist relativ simpel: In Erinnerung an den vielen Schnee und die bestens präparierten Pisten haben Gäste besonders eifrig die Tage rund um Weihnachten gebucht. Im Jänner waren die Einbrüche dann massiv. Ganze Skigebiete mussten schließen, weil es schlicht keinen Schnee gab. Wenn nun dieselben Gäste ihre Urlaubsentscheidung auch künftig von den zuvor gemachten Erfahrungen abhängig machen, müssen sich Wirte, Hoteliers und Seilbahnbetreiber warm anziehen. Dieses Wissen ist inzwischen gesickert.

So nimmt es nicht wunder, dass immer mehr Seiten nach Lösungen rufen, die Alpen winterfester zu machen. Speicherseen sind dabei sicher nicht der Weisheit letzter Schluss. Angesichts massiver Widerstände gegen Speicherkraftwerke wird die Errichtung von Speicherseen auch kein Spaziergang werden. Aber allein die Tatsache, dass man sich über Werkzeuge und Alternativen den Kopf zerbricht, ist positiv. Zu lange wurde nur abkassiert, nachgedacht über Tourismuskonzepte wurde nicht. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.1.2007)