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Äthiopische Truppen auf dem Rückzug. Bereits ein Drittel der Soldaten, die die islamistischen Kämpfer in Somalia in wenigen Tagen niedergeworfen hatten, sind von den Straßen Mogadischus wieder in ihr Heimatland verlegt worden.

Foto: apa/EPA/Abukar Albadri
Mogadischu/Addis Abeba - Granaten schlagen in mehreren Polizeistationen in Mogadischu ein. Der Konvoi des Polizeichefs Ali Said gerät unter schweren Beschuss. Acht Menschen werden verletzt. In der Stadt zirkulieren Flugblätter der Union Islamischer Gerichte, die dazu auffordern, jede Kollaboration mit den äthiopischen Truppen zu unterlassen oder mit Sanktionen gegen "Eigentum oder Leben" zu rechnen. - So stellte sich am Sonntag die Lage in Somalia, einen Monat nach dem Einmarsch Äthiopiens und der Flucht islamistischer Milizen aus dem Land am Horn von Afrika, dar.

Die somalische Übergangsregierung hält sich nur mithilfe der Soldaten aus dem großen Nachbarland an der Macht. Weite Teile des Landes bleiben auch nach dem raschen Sieg gegen die Kämpfer der Islamischen Gerichte unkontrolliert. Erst recht, weil die äthiopische Armee bereits ein Drittel ihrer Truppen aus Somalia abgezogen hat, wie Ministerpräsident Meles Zenawi am Sonntag In Addis Abeba erklärte.

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters sagte Meles, an die 4000 Islamisten seien bei dem Feldzug getötet worden. Die eigenen Verluste dagegen wären "insignifikant" gewesen. Viele der feindlichen Kämpfer seien aus dem Nahen Osten oder aus Südostasien nach Somalia gekommen, einige hundert dieser "Elemente" seien festgesetzt worden. Darunter angeblich auch ein Mitglied jener Terrorzelle, die für die Anschläge auf US-Botschaften in Kenia und Tansania Ende der 1990er-Jahre verantwortlich gemacht wird. Ob mutmaßliche Terroristen bei einem US-Luftangriff auf den Süden Somalias getötet wurden, wollte Meles nicht bestätigen. Es seien US-Spezialisten in der Gegend, um an den Überresten der Toten Genproben für deren Identifikation zu nehmen.

Für Meles passiert die Politik in Somalia nicht in den Moscheen, sondern in den Clans. Schaffe es die Übergangsregierung, diese hinter sich zu bringen, habe der Friedensprozess eine Chance. Viele der großen Clans haben dem äthiopischen Ministerpräsidenten zufolge bereits am jüngsten äthiopischen Kampf gegen die Islamisten teilgenommen.

Das Zeitfenster, um den seit 16 Jahren andauernden Bürgerkrieg in Somalia zu beenden, könnte sich allerdings schließen, sollten nicht rasch Stabilisierungstruppen in das Land geschickt werden, befürchten Beobachter. Die internationalen Bemühungen darum stocken allerdings, ein Machtvakuum und ein Rückfall in die Anarchie drohten.

8000 Mann einer afrikanischen Eingreiftruppe sollen in den kommenden sechs Monaten in Somalia stationiert werden, bevor die Verantwortung für die Stabilisierung an die Vereinten Nationen übergeht. Bisher haben nur Malawi, Uganda und Nigeria Kontingente zugesagt. Die Zurückhaltung anderer Staaten soll mit überzogenen finanziellen Forderungen einhergehen. Die Afrikanische Union will bei ihrem Gipfel ab Montag, um eine schnelle Lösung bemühen. (Reuters, pra, DER STANDARD, Print, 29.01.2007)