Wien - Dass die "neuen" EU-Staaten einen wirtschaftlichen Aufschwung erleben, ist bekannt. Trotz des Booms würden jedoch wenig neue Arbeitsplätze geschaffen. Gerade wenn ausländische Investoren Firmen übernehmen, komme es eher zu Rationalisierungen, erklärt Hermine Vidovic beim Symposium "Aspekte der Migration - Südosteuropa".

Die Expertin des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche ist der Meinung, dass mehr Greenfield-Investitionen getätigt werden sollten, um "wirklich Arbeitsplätze zu schaffen". Vidovic erzählt, dass vor allem der Kosovo und Bosnien von hoher Arbeitslosigkeit betroffen sind. In diesen Staaten sind zwischen einem Viertel und einem Drittel der 15- bis 64-Jährigen ohne Job. Bis zu 90 Prozent der Leute ohne Anstellung sind länger als zwölf Monate auf Jobsuche. Viele von ihnen resignieren und steigen anschließend aus dem Arbeitsprozess aus. Sie gehen dann "informellen" Tätigkeiten nach und arbeiten, ohne gemeldet zu sein, im Agrarbereich, auf dem Bau oder im Handel. Vidovic schätzt, dass bis zu 40 Prozent der Arbeitslosen schwarzarbeiten.

Auch die Jugendarbeitslosigkeit sei ein großes Problem in Südosteuropa. In Kroatien, dem Land mit den wenigsten arbeitslosen Jugendlichen, suche ein Drittel einen Job. Wann es zu einer Trendwende kommt, will die Expertin nicht exakt prognostizieren. Um diesem Trend entgegenzuwirken, sollten die Regierungen der betroffenen Länder mehr Geld für Schulungen und Bildung ausgeben. In Zukunft werden auch hier vor allem höher qualifizierte Arbeitskräfte gesucht. (Regine Bohrn, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.1.2007)