Die Situation ist so schlecht wie noch nie in der innerpalästinensischen Geschichte", sagt der Fatah-Politiker Djibril Radjub düster, trotzdem hat man das Gefühl eines Déjà-vu. Über die letzten Monate konnte man zyklisch Folgendes beobachten. Präsident Mahmud Abbas stellt zu Recht fest, dass es so nicht weitergehen kann. Um das "Chaos der Waffen" und die durch den internationalen Boykott verursachte Not zu beenden, verhandelt Abbas mit der Hamas über eine Koalitionsregierung. Man kann sich weder auf ein gemeinsames Programm noch auf die Posten- und Gelderverteilung einigen. Daher droht Abbas mit einer Volksabstimmung oder Neuwahlen.

Für die Hamas ist das ein "Putschversuch". Daher gibt es Schießereien, Explosionen, Entführungen (zusätzlich zu den Demonstrationen und Gebäudebesetzungen durch unbezahlte Beamte und zu den Raketenangriffen auf Israel). Daraufhin stellt Abbas zu Recht fest, dass es so nicht weitergehen kann.

Im günstigsten Fall ein Perpetuum mobile

Im günstigsten Fall ist das ein Perpetuum mobile, im schlechtesten Fall eine ungesteuerte nukleare Kettenreaktion. Sicher ist, dass das Palästinensergebiet immer weniger wie ein zukünftiger Staat aussieht und immer mehr wie ein chronischer Destabilisierungsherd, mit vielen Parallelen zum Libanon.

In beiden Fällen haben radikalislamische, vom Iran und von Syrien unterstützte, ungeniert aufrüstende Organisationen (Hamas und Hisbollah) in einem halbdemokratischen System einen großen Happen Macht ergattert, den sie nicht freiwillig wieder auslassen werden. Die Streicheleinheiten und Geldinjektionen, mit denen der Westen die jeweiligen moderaten Gegenspieler Abbas und Fuad Siniora aufzubauen versucht, gehen ins Leere, weil die Adressaten erstens hoffnungslos schwach sind und zweitens zu Verrätern gestempelt werden. (DER STANDARD, Printausgabe 29.1.2007)