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Jens Byggmark, Schwedens dritter Slalomsieger in diesem Winter.

Foto: AP/Saccini
Kitzbühel - "Ich weiß im Moment nicht einmal, wer ich bin und was ich sagen soll. Das ist alles viel zu viel für mich", sagte Jens Byggmark (21), nachdem er das erste Weltcuprennen seines Lebens gewonnen hatte. Den jungen Schweden hatte seine bisher größte sportliche Tat ziemlich mitgenommen, ihr sollte am Sonntag eine nicht minder große folgen. Aus Tärnaby kommt er, der Heimat beispielsweise von Ingemar Stenmark und Anja Pärson, und später ist ihm auch eingefallen, dass seine Eltern Karin und Uno heißen und sein Bruder Jon.

Eine Macht

Byggmark ist kein Einzelfall, die schwedischen Slalomfahrer sind eine Macht. Seine Kollegen Andre Myhrer und Markus Larsson haben heuer auch schon gewonnen. "Die Trainingsbegeisterung im Team ist riesig, die Burschen leben für den Sport." Das sagt der Kärntner Marko Pfeifer, der seit sechs Jahren die Slalommannschaft trainiert. Den Cheftrainer im schwedischen Skiverband macht der Tiroler Helmuth Krug, den Abfahrtstrainer dessen Landsmann Florian Winkler.

Die alpine WM in Aare, die am 3. Februar beginnt, ist schuld an Schwedens Stärke. Der Verband hatte in den vergangenen Jahren viel mehr Geld zur Verfügung. Seit zwei Jahren üben die Burschen sommers in Neuseeland. Weitere bevorzugte Trainingsgegenden sind das Stubaital, das Mölltal und die Reiteralm.

Die Wiege

In der Gunst des Publikums hat der alpine Skilauf den nordischen überholt, er kommt an dritter Stelle nach Fußball und Eishockey. Die Rennen sind live im Fernsehen zu sehen, und Byggmark hoffte schon, "dass mir meine Eltern zugeschaut haben". Uno Byggmark mimte Jens' Trainer, bis dieser 18 war, was erstaunlich ist, weil der Herr Papa, wie der Sohn erzählt, "nicht wusste, was Skifahren ist, bis er 30 war". Als er Karin freite, zog er zu ihr nach Tärnaby, wo fast jedes Kind auf Skier gestellt wird. Im Vorjahr gewann Jens im Europacup zwei Slaloms und eine Superkombination.

"Ein bisschen ist er wie Bode Miller", beschreibt Pfeifer den rasanten Jens. "Er weiß, was er kann, er braucht nicht viel, er jammert nicht, er ist ein durch und durch positiver Typ." Byggmark war vergangene Woche von Val d'Isère, wo sie die Superkombi abgesagt hatten, heimgefahren, um sich zu vergnügen, schnallte sich nicht einmal die Skier an. Auf die Hangbesichtigung in Kitzbühel pfiff er, er traf erst am Freitagabend ein, Krug holte ihn in München vom Flughafen ab. Byggmark hatte es nicht sonderlich eilig, er legte großen Wert darauf, noch ein Wiener Schnitzel einzuwerfen. Sie kamen gerade noch rechtzeitig zur Startnummernverlosung an. Wer die versäumt, versäumt auch das Rennen. Den angerichteten Slalom schaute er sich am Morgen vor dem Rennen dann doch an. "In zwei Minuten war er damit fertig", erzählt Pfeifer, der sich darüber schon ein wenig wundert.

Vom Preisgeld

Das Rennen, sein achtes im Weltcup, gewann Byggmark mit dem Respektabstand von 0,87 Sekunden vor dem Arlberger Maro Matt und dem Bayern Alois Vogl. Und während der Schwede noch keine Idee hatte, was er mit den 67.000 Euro Preisgeld anfangen sollte (die er am Sonntag verdoppelte), wusste das Vogl schon ganz genau. Am Tag vor dem Bewerb überreichte ihm sein Tiroler Cheftrainer Werner Margreiter nämlich eine Rechnung von 999 Schweizer Franken. Es handelte sich um einen Strafzettel des internationalen Skiverbandes, den sich Vogl in Adelboden verdiente, als er trotz eindeutigen Einfädlers den Lauf zu Ende fuhr. Also nahm sich Vogl die Preisgeldliste zur Hand und stellte fest, dass er mindestens 22. werden sollte. Dafür gab es 1000 Euro, Vogl hätte die Strafe bezahlen können, und es wäre ihm sogar noch etwas übrig geblieben. Platz drei brachte 15.500 Euro brutto, und Matt freute sich über 30.500. (Benno Zelsacher, DER STANDARD Printausgabe 29.01.2007)