Addis Abeba- Die Afrikanische Union (AU) hat dem Sudan zum zweiten Mal den Vorsitz der Organisation verweigert und stattdessen Ghana für ein Jahr an ihre Spitze gewählt. Es habe in dieser Frage ein allgemeiner Konsens bestanden, teilte AU-Kommissionspräsident Alpha Oumar Konaré (Mali) am Montag beim AU-Gipfel in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba mit. Der ghanesische Präsident John Kufuor übernimmt den Vorsitz vom Präsidenten der Republik Kongo (Brazzaville), Denis Sassou-Nguesso. Bei der Eröffnung der zweitägigen Konferenz der 53 Mitgliedsländer rief UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon zum sofortigen Ende der Gewalt in der sudanesischen Region Darfur auf.

Ban Ki Moon ruft zum Ende der Gewalt in Darfur auf

Alle afrikanischen Staaten müssten sich gemeinsam für eine Lösung der Krise in Darfur einsetzen, forderte Ban. Die Fortsetzung von Kämpfen und Luftangriffen sei nicht hinnehmbar. Den Sudan forderte der UNO-Generalsekretär auf, endlich der Stationierung einer 22.000 Mann starken internationalen Friedenstruppe in der Region zuzustimmen, die seit Jahren Schauplatz von Kämpfen zwischen schwarzafrikanischen Rebellengruppen und arabischen Janjaweed-Reitermilizen ist. Derzeit sind dort 7.000 Soldaten aus Ländern der AU zu einer Friedensmission im Einsatz. Sie konnten jedoch kaum etwas ausrichten. Die Kämpfe in Darfur haben schon mehr als 200.000 Menschen das Leben gekostet, etwa 2,5 Millionen wurden zu Flüchtlingen. Das Regime in Khartum wird beschuldigt, die Janjaweed zu steuern, auf deren Konto zahlreiche Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung gehen.

Wegen der Krise in Darfur gab es schon auf dem letzten AU-Gipfel Widerstände gegen den sudanesischen Anspruch auf die turnusmäßige Übernahme des jährlich wechselnden AU-Vorsitzes. Ban führte am Rande des Gipfels Gespräche mit dem sudanesischen Staatschef Omar al-Bashir. Ein Ergebnis wurde zunächst nicht bekannt. Das Regime in Khartum hat sich bisher geweigert, einer UNO-Friedensmission in Darfur zuzustimmen. Der Konflikt hat auch das Nachbarland Tschad und die Zentralafrikanische Republik in Mitleidenschaft gezogen. Die tschadische Regierung hatte gedroht, die AU-Mitgliedschaft ruhen zu lassen, falls der Sudan den Vorsitz übernehmen sollte.

Friedenstruppe für Somalia

Neben der Lage in Darfur stand die Situation in Somalia nach der äthiopischen Militärintervention im Mittelpunkt der Beratungen. Dort soll eine afrikanische Friedenstruppe stationiert werden, um die Position der Übergangsregierung zu stabilisieren. Die AU will für zunächst sechs Monate 8.000 Mann bereitstellen. Bisher haben nur Uganda, Nigeria und Malawi Soldaten zugesagt. Die USA erklärten ihre Bereitschaft, beim Truppen-Transport nach Somalia zu helfen.

Auf dem Gipfel in Addis Abeba soll auch ein neuer Kommissionspräsident gewählt werden. Das Amt hat noch bis Juli der ehemalige Präsident von Mali, Alpha Oumar Konaré, inne. Einer der aussichtsreichsten Kandidaten für seine Nachfolge ist der frühere Präsident von Mozambique, Joaquin Chissano. Die Amtszeit des Kommissionspräsidenten beträgt vier Jahre. Die AU ist aus der Organisation Afrikanischer Einheit (OAU) hervorgegangen und wurde am 9. Juli 2002 in Durban in Südafrika gegründet. Die OAU hatte in den rund vier Jahrzehnten ihrer Existenz die Auflösung der Kolonialstrukturen als Priorität angesehen. Die AU sieht sich in erster Linie der Bekämpfung der Armut und der Wahrung der Menschenrechte verpflichtet. (APA/AP)