Wien - Nach zahlreichen Beschwerden von Kunden, aber auch von Marktteilnehmern, droht die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) österreichischen Flüssiggas-Anbietern mit einem gerichtlichen Wettbewerbsverfahren. Die Behörde habe die Vorwürfe geprüft und befinde sich derzeit "in intensiven Gesprächen mit den Marktteilnehmern". "Ein Verfahren vor dem Kartellgericht kann allerdings nicht ausgeschlossen werden", schreibt die BWB in einer Mitteilung. Führenden Unternehmen im Flüssiggas-Markt seien wettbewerbswidrige Verhaltensweisen vorgeworfen worden.
Die Kritik richte sich vor allem gegen "hohe Wechselkosten, Unterschiede zwischen Eigentanks und Miettanks, Knebelungsverträge mit Kunden" und Ähnliches, erklärten die Wettbewerbshüter. Flüssiggas wird in Österreich nur von etwa zehn Unternehmen angeboten, darunter Flaga, BP, Primagaz und Grizzlygas. Letztere hatte im Dezember selbst ein "Flüssiggas-Kartell" in Österreich beklagt, das Wettbewerb verhindern würde. Knebelungsverträge, mit denen den Kunden ein Wechseln des Anbieters erschwert wird, waren schon mehrmals ein Fall für den Obersten Gerichtshof.
100.000 Abnehmer in Österreich
AK-Konsumentenschützerin Margit Handschmann sprach im ORF-Radio am Wochenende von Preisunterschieden bis zu 25 Cent je Liter, die die Kunden aber nicht nützen könnten, weil sie über oft zwanzig Jahre alte Verträge an einen Lieferanten gebunden seien. Pro Jahr werden in Österreich rund 80.000 Tonnen Flüssiggas verbraucht. Insgesamt gibt es derzeit nach Angaben von Marktteilnehmern 100.000 Flüssiggas-Abnehmer und rund 40.000 bis 50.000 Tanks.
Untersuchungen am Flüssiggas-Markt gab es zuletzt auch in Deutschland. Dort haben die Behörden bereits 2005 eine Razzia bei zwölf Unternehmen durchgeführt. Hausdurchsuchungen brachten dabei offenbar genug belastendes Material zu Tage. Mittlerweile ist ein Gerichtsverfahren anhängig. Laut Grizzlygas liegt der Preis für einen Liter Flüssiggas in Deutschland bei 60 Cent, in Österreich bei 60 bis 70 Cent. Als Flüssiggas oder LPG (Liquified Petroleum Gas) bezeichnet man Propan, Butan und deren Gemische. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.1.2007)