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Frauen sollen "ihr Bestes" geben und gebären...
Foto: APA/dpa/Patrick Pleul
Unvernünfig. Verrückt. Ignorant. Asozial. Wer nach jahrelangen Anti-Rauch-Kampagnen nach wie vor zum Glimmstengel greift, muss sich wappnen. Scheele und Nase rümpfende Blicke von NichtraucherInnen sind noch das Harmloseste, mit dem Rauchende konfrontiert werden. Die Nikotin feindliche Bewegung zeigt zumindest in eine Richtung ihre Wirkung: GegnerInnen fühlen sich aufgrund medizinischer und statistischer Daten über erhöhte Krankheits- und Sterbequoten, die durch Nikotin verursacht worden sein sollen, im Recht, sich gegen ihr ungewolltes Inhalieren zu wehren. Und sei es durch Anpöbeleien oder durch die Darstellung irrwitziger Zusammenhänge. In der Zielrichtung konnte die Anti-Rauch-Bewegung jedoch nichts bewirken: es wird weiter gepofelt wie eh und je, wobei sich die Zahl der weiblichen Raucher sogar erhöht hat.

An letztgenannte Gruppe richtet sich auch die jüngste Forderung des steirischen ÖVP-Landtagsabgeordneten Johann Bacher, der schwangeren Frauen, die trotz Aufklärung und Hilfsangeboten nicht mit dem Rauchen aufhören, das Kindergeld kürzen will - siehe dazu Steirische ÖVP will Kindergeld für rauchende Schwangere reduzieren. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: natürlich ist Rauchen speziell für werdende Mütter ungesund, weil sie neben ihrem eigenem Körper auch den Embryo schädigen, der auf diese Weise ungenügend mit Sauerstoff versorgt wird. Nur, so wie sich Bacher das vorstellt, wird es nicht gehen.

Denn erstens liegt es in der Eigenverantwortung der Frau - und jede halbwegs vernünftige Schwangere wird das Rauchen zumindest für diese Zeit einstellen bzw. einem Baby wohl nicht ins Gesicht blasen, und wenn sie es dennoch tut, so ist das ihre alleinige Entscheidung -, die sich staatlich nicht kontrollieren lassen darf und folglich jede Sanktionierung in diese Richtung einer diktatorischen Methode gleich käme. Zweitens wäre eine solche Maßnahme eine vollkommen einseitige und sinnlose Kriminalisierung der Mutter, während in ihrem Umfeld Embryo bzw. Säugling dem Passivrauchen weiterhin ausgesetzt blieben, wie dies auch die grüne Landtagsklubobfrau Ingrid Lechner-Sonnek in ähnlicher Weise kritisiert hat. Und drittens gebührt das Kindergeld ja nicht der Mutter oder dem Vater, sondern ist eine staatliche Unterstützung für das Kind. Und dieses soll ja wohl nicht bestraft werden!

Und hier sind wir auch schon beim Punkt angelangt. Denn in Wirklichkeit dreht sich die gesamte Geburtenpolitik lediglich um die Kinder. Nur ohne Frauen funktioniert sie halt nicht, dennoch werden sie nicht nach ihren Wünschen, ihrer Lebensplanung und den realen Möglichkeiten gefragt. Nachdem die derzeitige Rate in Österreich bei 1,4 Kindern pro Frau dahintölpelt und keine Erhöhung in Sicht ist, rufen PolitikerInnen und BevölkerungsexpertInnen - vorwiegend männliche und speziell jene mit konservativem Wertebild beinahe schon hektisch: vermehrt euch schnell, aber bitte gesund, national und gebildet.

Japans Gesundheitsminister hat am Sonntag ausgesprochen - siehe Japan: Gesundheitsminister nennt Frauen "Gebärmaschinen" , worum es in Wahrheit international geht: Frauen sollen "ihr Bestes" geben und gebären, um die niedrige Geburtenrate zu steigern. Auch wenn da wie dort entsprechende Maßnahmen der Vereinbarkeit von Kindererziehung und Erwerbsarbeit fehlen und nicht Jede auf einen Ernährer zurück greifen kann oder will. Wen kratzt das schon? Das internationale Szenario der Geburtenpolitik erinnert jedenfalls an eine Zeit, die schon längst überwunden zu sein schien: die antike Reduktion von Frauen auf Samen-Behältnisse. Darüber bestimmt haben die Männer. (dabu)