Empörung im Vatikan hat eine auf fiktiven Beichten basierende Reportage eines italienischen Journalisten ausgelöst. Für die jüngste Titelgeschichte des Magazins "L'Espresso" hatte ein Reporter in 24 italienischen Kirchen fiktive Beichten zu Themen wie Sterbehilfe, Pädophilie und Homosexualität abgelegt, um die Reaktionen der Priester zu testen, wie Kathpress am Montag meldete. Dabei hatte er nach eigenem Bekunden in verschiedenen Fällen auch die Absolution erhalten.

"Widerliches Unterfangen"

Die Vatikan-Zeitung "L'Osservatore Romano" sieht nämlich durch die fiktive Beichte nicht nur das journalistische Berufsethos verletzt, sondern auch die religiösen Gefühle von Millionen Menschen beleidigt. In einem Kommentar ist von "Schande" und "widerlichem Unterfangen" die Rede.

Der "Osservatore Romano" sprach von einer Profanierung des Beichtsakraments und einem Betrug an der Gutgläubigkeit der Priester. Auch wer nicht an das Bußsakrament glaube, sollte ihm Respekt entgegenbringen. Ferner sei es betrüblich, dass der Vorfall anscheinend keine Reaktionen bei denen ausgelöst habe, "die sich in anderen Zusammenhängen zur Verteidigung verletzter religiöser Gefühle geäußert hatten".

"Tiefe Verletzung religiöser Gefühle"

Auch die Italienische Bischofskonferenz (CEI) hat die "L'Espresso"-Story scharf verurteilt. Der Generalsekretär der CEI, Bischof Giuseppe Betori, sprach von einer "tiefen Verletzung religiöser Gefühle". Die Reporter hätten sich "ins Herz des kirchlichen Lebens, nämlich in das Sakrament der Vergebung, eingeschlichen".

Ähnliche Vorfälle wie um den "Espresso" hatte es in den letzten 40 Jahren mehrfach in Italien und in Deutschland gegeben. Auch in Österreich löste im Sommer 1986 ein fingiertes Beichtgespräch einer "Basta"-Journalistin mit dem damals neu ernannten, aber noch nicht geweihten Wiener Erzbischof Hans Hermann Groer dramatische Wirkungen aus. (APA)