Wien - In der SPÖ rumort es nach der Reaktion von Parteichef Alfred Gusenbauer auf die Erklärung von FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache zu dessen umstrittenen Jugendfotos weiter. Nachdem SP-Europasprecher Caspar Einem bereits in der "ZiB2" am Montag eine "klare Haltung" der SPÖ eingefordert hatte, meldete sich am Dienstag auch der Wiener Bürgermeister Michael Häupl zu Wort. Er übte leise Kritik an der "Jugendtorheiten"-Reaktion von SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer. In seiner wöchentlichen Pressekonferenz betonte er aber auch, dass es an Gusenbauers antifaschistischer Haltung keinen Zweifel gebe und die SPÖ keinesfalls einen Pakt mit den Freiheitlichen anstrebe.

Gusenbauer ein "guter Antifaschist"

Häupl betonte, er werde sich ganz sicher nicht daran beteiligen, aus einer FPÖ- eine SPÖ-Diskussion zu machen. "Niemand soll daran zweifeln, dass Gusenbauer ein genauso guter Antifaschist ist, wie der Caspar Einem", so der Bürgermeister: "Aber dass er zu einem Zeitpunkt eine Einschätzung getroffen hat, über die man sicherlich diskutieren kann, wie man auch über diese Bilder diskutieren kann, das mag sein. Über spätere Bilder kann man meiner Ansicht nach nicht mehr diskutieren."

Die Haltung der SPÖ zum Rechtsextremismus und zu den Freiheitlichen sei unverändert: "Es ist auch überhaupt kein Zweifel daran zu haben, dass die SPÖ mit Leuten dieses Schlages keine Bündnisse eingeht. Von Koalitionen will ich ja gar nicht reden." Er würde niemandem aus der Sozialdemokratie empfehlen, in einem Parteigremium einen Pakt mit der FPÖ vorzuschlagen.

Straches Distanzierung vom Nationalsozialismus und Rechtsextremismus "nehme ich einmal so zur Kenntnis", so Häupl.

Kritik zieht sich durch Partei

Der SP-Abgeordnete meinte Kurt Eder am Dienstag gegenüber dem Ö1-"Mittagsjournal", die Haltung Gusenbauers sei zu nachsichtig. Auch SPÖ-Familiensprecherin Andrea Kuntzl wünscht sich eine "klarere Distanzierung".

Kuntzl erklärte, ihr Parteichef Gusenbauer erwarte sich von Strache "klare Worte". Dies könne man "nicht oft genug" einfordern. Eder forderte von Strache auch eine Distanzierung von dem, "was im Wahlkampf passiert ist".

"Andere Worte"

Kritik kam auch vom oberösterreichischen SP-Landesrat Josef Ackerl. Er würde Strache "nicht von vornherein" mit Unbedenklichkeitsattributen ausstatten. Es stelle sich die Frage, wie es "Strache und seine Freunde" heute mit Sitten, die ihr Verhalten betreffen, halten, sagte er im "Mittagsjournal". Der Burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl kritisierte Straches Vergleich zwischen österreichischen Medien und dem NS-Kampfblatt "Der Stürmer". Strache müsse in Zukunft "andere Worte" verwenden, sagte er.

Haiders Spott

Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider spottet indessen über die "Grundsatzerklärung" Straches zu Nationalsozialismus und Extremismus. "Ich verstehe nicht, warum sich jemand so vor seinen eigenen Bildern fürchtet. Wozu braucht es da eine Grundsatzerklärung?", sagt Haider im "Kurier" (Dienstag-Ausgabe). Und in der "Presse": "Er soll zu dem stehen, was er war und ist und kein Weichei sein."

Außerdem habe Strache "das rechte, nationale Lager verraten, indem er mit den italienischen Neofaschisten kooperiert, die die Autonomie Südtirols bekämpfen. Ich habe das nie getan", meint Haider. Dass er sich selbst im Jahr 1999 in einer Grundsatzrede von Rassismus und Nationalsozialismus distanziert hat, begründet Haider damit, dass es damals um die Regierungsbeteiligung der FPÖ ging und nicht "um ein vergilbtes Fotoalbum". (APA)