Am 1. Mai 2004 feierte Polen als eines von zehn Ländern den Beitritt zur Europäischen Union (EU). Es war die schwierigste und umfangreichste Erweiterung in der bisherigen EU-Geschichte. Bereits im Vorfeld wurden die Chancen und Risiken heftig diskutiert. Die Befürworter sahen in der Aufnahme des Nachbarlandes einen notwendigen Schritt in Richtung Globalisierung der EU. Skeptiker hingegen prophezeiten der polnischen Wirtschaft unter dem westeuropäischen Konkurrenzdruck den Untergang. Doch bereits ein Jahr später waren diese Stimmen weitgehend verstummt. Polen schüttelte nach und nach alle übrigen Beitrittskandidaten ab und steht heute in seiner Entwicklung nur noch knapp hinter den alten EU-15-Mitgliedstaaten. Im letzten Jahr verzeichnete das Land ein Wachstum von rund 5,2 Prozent und auch für 2007 wird mit rund fünf Prozent ein nur marginal geringeres Ergebnis erwartet.

Doch es ist nicht alles Gold, was glänzt: Obwohl das Haushaltsaldo in 2006 um 0,7 Prozentpunkte auf 4,1 Prozent gesunken ist, überschreitet die Staatsverschuldung im Jahr 2007 erstmals die 50-Prozentmarke. Hinzu kommt, dass Polen mit einer Arbeitslosenquote von 14,9 Prozent weiterhin die rote Laterne in der EU inne hat. Und die Schachzüge des regierenden Brüderpaars Kaczynski sprechen eigentlich nicht für eine massive Verbesserung dieser wichtigen Kennzahlen. Trotz jüngster Kurskorrekturen bleibt der polnische Leitindex WIG 20 auf der Überholspur. Seit EU-Eintritt hat das Barometer auf Euro-Basis 145 Prozent zugelegt und damit acht Prozentpunkte mehr als der Kombi-Index CECE-EURO. Auch im letzten Jahr ließ das Barometer mit einem Plus von rund 17 Prozent so manchen Standardindex im Regen stehen. Kein Wunder, dass nun auch Emittenten auf unser Nachbarland aufmerksam werden.

ABN Amro hat am schnellsten reagiert und mit dem nicht währungsgesicherten „MIDWIG Open End“-Zertifikat (ISIN NL 000 076 441 3) ein weiteres Anlagevehikel an den Markt gebracht, um am wirtschaftlichen Aufschwung des Landes zu partizipieren. Der von der Warschauer Börse berechnete MIDWIG Kursindex bildet die Entwicklung der 40 größten polnischen Midcaps ab. Zu den Schwergewichten zählen der Baukonzern Zaklady Lentex (6,95 Prozent) und das Finanzunternehmen Getin Holding (6,85 Prozent). In der Vergangenheit konnte der Nebenwerte-Index den WIG 20 deutlich outperformen. Sowohl auf Jahressicht als auch auf Fünf-Jahres-Basis hat das Börsenbarometer mit währungsbereinigten 55 bzw. 258 Prozent den polnischen Blue Chip-Index mit 17 bzw. 141 Prozent deutlich in den Schatten gestellt.

Fazit: Die polnischen Midcaps sollten auch eine Schwächephase des Marktes besser verkraften, da ihre Geschäfte noch nicht vom globalen Wettbewerb dominiert werden, diese Unternehmen agieren teilweise in der Nische. Anleger müssen jedoch beachten, dass Polen weiterhin ein klassischer „Emerging Market“ ist. Investments sind daher nur mit einem entsprechend langfristigen Anlagehintergrund zu tätigen. Zusätzliche Risiken bestehen speziell vor dem Hintergrund der schwer kalkulierbaren Strategie der Politikbrüder Kaczynski.