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Vorstandsvorsitzender Ekkehard Schulz muss expandieren.

Foto:APA/Pfarrhofer
Wien - Der deutsche Stahlriese ThyssenKrupp peilt weiteres Wachstum an, um sich im globalen Wettbewerb zu behaupten. "Wir bemühen uns, in den kommenden Jahren international zu wachsen, aber bekennen uns auch zu unserem deutschen Standort im Ruhrgebiet", sagte der Vorstandschef des Mischkonzerns, Ekkehard Schulz, am Dienstag bei einem Vortrag im Rahmen des Wiener Bruno Kreisky Forums. Als Expansionsziele nannte er Europa, Brasilien und den nordamerikanischen Raum.

Investitionen im Stahlbereich

"Vor allem im Stahlbereich werden wir uns international deutlich besser aufstellen - mit Investitionen in Europa, aber auch in Brasilien und im NAFTA-Raum", kündigte Schulz an. Der Konsolidierungsprozess in der Stahlbranche werde weiter zunehmen und sei mit der jüngsten Fusion der britisch-indischen Arcelor mit der luxemburgischen Mittal Steel zum weltgrößten Stahlproduzenten sicherlich nicht abgeschlossen. Der deutsche Branchenprimus hatte den Bieterkampf gegen Arcelor verloren.

Derzeit bemüht sich ThyssenKrupp um die kanadische Arcelor/Mittal-Tochter Dofasco. Sollte der Deal - wie es derzeit auch aussehe - nicht gelingen, werde Schulz auf "Plan B" zurückgreifen - ein "Greenfield-Investment" im Nordosten der USA. Die angestrebte Konstellation: günstiges Vormaterial aus Brasilien und ein Stahlwerk auf der grünen Wiese in der nordamerikanischen Freihandelszone NAFTA.

In Österreich gut unterwegs

Auch in Österreich wachse ThyssenKrupp "ganz ordentlich" und sei "ganz gut unterwegs". Immerhin hat ThyssenKrupp hierzulande im abgelaufenen Fiskaljahr genauso viel Umsatz verbucht wie in China oder Indien - mit 1.200 Mitarbeitern an 15 Standorten.

Weltweit erwirtschaftete ThyssenKrupp im abgelaufenen Jahr mit 188.000 Mitarbeitern einen Gewinn (vor Steuern) von 2,6 Mrd. Euro. Mit Produkten wie etwa Qualitätsflachstahl (hier ist der Konzern direkter Konkurrent der österreichischen voestalpine), rostfreiem Stahl, Aufzügen sowie Werkstoff- und Industriedienstleistungen erzielte der deutsche Mischkonzern 2006 einen Umsatz von 47 Mrd. Euro. Derzeit ist das Unternehmen an 1.200 Standorten in 70 Ländern aktiv. Gemessen an der produzierten Rohstahlmenge rangiert ThyssenKrupp weltweit auf Platz zehn der Stahlgiganten.

Einer Studie der Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) zufolge üben die steigenden Rohstoffkosten weltweit Druck auf die Stahlhersteller zu weiteren Zusammenschlüssen aus. Auch in Europa werden weitere Fusionen erwartet. Derzeit geht die Übernahmeschlacht um den (nach Produktionsmenge) weltweit achtgrößten Stahlproduzenten, die niederländisch-britische Corus, in die letzte Runde: Heute, Dienstag, endet eine Frist der britischen Regulierungsbehörde für neue Angebote der beiden Interessenten Tata Steel und Companhia Siderurgica Nacional (CSN).

Übernahmeschlachten

Der Sieger in der Übernahmeschlacht würde mit Corus zur weltweiten Nummer fünf der Branche werden. Die Europäische Kommission stimmte den Übernahmeplänen von CSN am Montag zu, nachdem sie dem Gebot von Tata schon im Dezember grünes Licht gegeben hatte.

Die westlichen Industrienationen müssten weitaus stärker in Forschung und Entwicklung (F&E) investieren, wenn sie ihren Wohlstand nachhaltig sichern wollen. "Wir müssen um so viel besser sein wie wir teurer sind", bringt Schulz die Situation auf den Punkt. Den die Produkte aus China und Indien seien mittlerweile "low cost und high tech", nicht mehr "low cost und low tech", mahnt Schulz.

Forschung und Entwicklung

ThyssenKrupp selbst will seine F&E-Investitionen von derzeit 750 Mio. Euro auf 1 Mrd. Euro pro Jahr, also mindestens zwei Prozent des Umsatzes, kräftig erhöhen, um sich der Konkurrenz mit technologischen Innovationen zu stellen. Die EU will den Anteil der F&E-Investitionen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis 2010 auf drei Prozent erhöhen. Japan sei aber jetzt schon auf diesem Niveau. (APA)