In Indien hatte der Softwarekonzern den Tadsch Mahal angemietet, in Paris gab es ein Feuerwerk am Eiffelturm, in Kanada Eisskulpturen und in Brasilien ein Beachfestival. Während in vielen Ländern der Marktstart des neuen Microsoft Betriebssystems Vista für Privatanwender sowie das neue Bürosoftwarepaket Office 2007 mit viel Getöse gefeiert wurde und die ersten Käufer vor den Geschäften Schlangen bildeten, wurden in Österreich nüchternere Töne angestimmt.
"Kein Ansturm"
"Einen Ansturm auf die Softwarepackerln wird es hierzulande nicht geben", meinte Katharina Thiel, Leiterin des Bereichs Windows Client bei Microsoft Österreich, bei der eher schlicht gehaltenen Präsentation in Wien, "Vista wird sich bei uns vor allem über den Kauf neuer Computer durchsetzen." Wohl auch deshalb, weil viele der älteren Rechner nicht über die erforderliche Kapazität verfügen (empfohlen werden mindestens 512 MB Arbeitsspeicher, ein Prozessor mit einem Gigahertz Taktfrequenz sowie 128-MB-Grafikkarte). Experten schätzen, dass nur 15 Prozent der heute eingesetzten Hardware mit dem rechenintensiven Vista zurechtkommen.
Zahlen wurden nicht genannt
Zahlen, wie viel Vista-Pakete Microsoft heuer in der Alpenrepublik zu verkaufen gedenkt, wurden nicht genannt. Konzernchef Steve Ballmer zufolge will das Softwareunternehmen jedenfalls in den ersten drei Monaten nach Marktstart den Absatz im Vergleich zur Einführung von Windows 95 verfünffachen. Vista werde dem Umsatz von Microsoft einen "Boom" bescheren, sagte Ballmer. Weltweit erwartet Marktforscher IDC bis Jahresende 105 Millionen Vista-Anwender.
Kostenfrage
Nicht nur angesichts einer Entwicklungszeit von mehr als fünf Jahren und Kosten von rund sechs Milliarden Dollar (4,64 Mrd. Euro) steht mit Vista für den weltgrößten Softwarehersteller viel auf dem Spiel. Der Jahresgewinn des Konzerns von 16,5 Milliarden Dollar speist sich fast ausschließlich aus den beiden Hauptprodukten Windows und Office – während andere Geschäftsbereiche wie die Spielekonsole Xbox oder der neue (noch nur in den USA erhältliche) Musikplayer Zune rote Zahlen bringen.
Die Marktdominanz von Microsoft ist zwar gewaltig: Rund 90 Prozent aller Computer weltweit laufen mit Windows. Doch die Rivalen schlafen nicht. So ist Apple mit Rückenwind des iPod-Erfolgs auch bei Computern in der Offensive – und will im Frühjahr sein neues Betriebssystem Leopard vorstellen. (kat, dpa)