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"Gegenüber meinen Töchtern, die erwachsen sind, hat das Beispiel einer Frau, die ihre Würde in den Beziehungen zu den Männern schützt, eine besonders prägnante Relevanz", so Veronica Lario.
Foto: REUTERS/Grigory Dukor
Rom - Italiens Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi ist der Forderung seiner Ehefrau nachgekommen und hat sich öffentlich bei ihr für Avancen gegenüber anderen Frauen entschuldigt. "Vergib mir, ich bitte dich", hieß es in der am Mittwoch von Berlusconi verbreiteten Entschuldigung an seine Frau Veronica Lario. Er wolle auf diese Weise öffentlich zeigen, dass sein Stolz ihrem Zorn in einem "Akt der Liebe" nachgebe.

Lario hatte in einem von der Berlusconi-kritischen Zeitung "La Repubblica" abgedruckten Brief von ihrem Mann eine öffentliche Entschuldigung gefordert. Ihr Gatte habe sich ihr gegenüber respektlos verhalten, als er bei einer Preisverleihung vor wenigen Tagen im Fernsehen einigen anwesenden Damen gesagt hatte: "Wenn ich nicht verheiratet wäre, würde ich Sie heiraten", oder "Mit Ihnen würde ich überall hingehen".

"Diese Worte sind für mich inakzeptabel. (...) Sie verletzen meine Würde, es handelt sich um Aussagen, die wegen des Alters, der politischen und sozialen Rolle und des familiären Kontexts (zwei Kinder aus erster Ehe und drei aus der zweiten) vom Mann, von denen sie kommen, nicht auf scherzhafte Worte reduziert werden können", schrieb die seit 27 Jahren mit dem Medientycoon verheiratete Ex-Schauspielerin.

"Von meinem Ehemann, einer öffentlichen Person, verlange ich eine öffentliche Entschuldigung, da ich in privater Form keine erhalten habe", schrieb die 50-Jährige. "Im Laufe der Beziehung mit meinem Mann habe ich beschlossen, keinen Raum für Ehestreit zu lassen, auch wenn sein Verhalten die Bedingungen dafür geschaffen hat. Dies aus verschiedenen Gründen: Wegen der Ernsthaftigkeit und Überzeugung, mit der ich mich einem Vorhaben einer stabilen Familie genähert habe, und wegen des Bewusstseins, dass mit den Änderungen des Gleichwichts in der Partnerschaft, die die Zeit bewirkt, auch die politische Rolle meines Mannes gewachsen ist", so Veronica Lario.

Ihre Würde als Frau

"Ich habe stets die Folgen berücksichtigt, die meine möglichen Stellungnahmen auf die außerfamiliäre Dimension meines Mannes und auf meine Kinder gehabt hätten. Dieses Verhalten stößt aber gegen eine einzige Grenze: Meine Würde als Frau, die ein Beispiel für ihre Kinder, je nach Alter und Geschlecht sein muss", schrieb Frau Berlusconi.

"Gegenüber meinen Töchtern, die erwachsen sind, hat das Beispiel einer Frau, die ihre Würde in den Beziehungen zu den Männern schützt, eine besonders prägnante Relevanz (...) Ich bin der Ansicht, dass der Schutz meine Würde als Frau meinem Sohn helfen kann, nicht zu vergessen, dass der Respekt für die Frauen zu seinen fundamentalen Werten zählen soll, damit er mit ihnen stets gesunde und ausgewogene Beziehungen aufbauen kann", so Veronica Lario Berlusconi.

>>> Zum Berlusconi-Brief im Wortlaut "Liebe Veronica,
hier ist meine Entschuldigung. Im Privaten habe ich mich dagegen gesträubt, weil ich zwar verspielt bin, aber auch stolz. Öffentlich herausgefordert, ist die Versuchung stark, Dir nachzugeben. Und ich widerstehe ihr nicht. Wir sind schon ein ganzes Leben zusammen. Wir haben drei wundervolle Kinder, die Du auf das Leben vorbereitet hast mit der Fürsorge und liebevollen Strenge Deiner großartigen Persönlichkeit, die Du für mich immer gewesen bist vom ersten Moment an, in dem wir uns kennen gelernt und verliebt haben.

Wir haben mehr schöne Dinge zusammen getan, als wir beide in einer Zeit der Unruhe und Verzweiflung zuzugeben bereit sind. Aber diese wird enden, und sie wird süß enden wie alle wahren Geschichten. Du weißt, dass meine Tage verrückt sind: Arbeit, Politik, Probleme, ständig in Bewegung und unter öffentlicher Beobachtung - ein Leben unter dauerndem Druck. Die ständige Verantwortung anderen und mir selbst gegenüber, selbst gegenüber einer im Verständnis wie im Unverständnis geliebten Frau, gegenüber all den Kindern - all dies macht eine gewisse Verantwortungslosigkeit möglich, die verspielt sein kann, selbstironisch und oft respektlos.

Aber Deine Würde hat damit nichts zu tun. Ich bewahre sie als etwas Wertvolles in meinem Herzen, selbst wenn mein Mund die gedankenlose Stichelei, die Galanterie, die Nebensächlichkeit des Augenblicks von sich gibt. Aber glaube mir, ich habe niemals einer anderen Person einen Heiratsantrag gemacht. Deshalb bitte ich Dich, vergib mir und nimm diese öffentliche Darlegung eines privaten Stolzes an, der sich als Akt der Liebe - nur einer von vielen - Deiner Wut beugt.
Einen großen Kuss
Silvio" (APA/Reuters)