Die Österreich-Tochter des taiwanesischen Handyherstellers BenQ Mobile, der 2005 die Siemens-Handysparte übernommen und dann in die Pleite geschickt hatte, wird als bisher einziges Tochterunternehmen mit der gestrigen mehrheitlichen Annahme des Ausgleichs fortgeführt. "Dass wir den Ausgleich geschafft haben, ist ein Meilenstein für uns", sagte der Chef der österreichischen und osteuropäischen Vertriebsorganisation BenQ Mobile CEE, Josef Forer, am Mittwoch zur APA.

Management-Buy-Out

Für die weitere Fortführung des Unternehmens plant Forer ein Management-Buy-Out. Die österreichische BenQ Mobile werde inklusive Osteuropageschäft, das in 12 mittel- und osteuropäischen Ländern mit Einzelunternehmern in den jeweiligen Ländern fortgeführt werden soll, über dem Vertrieb von BenQ-Handys heuer mit 10 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 30 Mio. Euro kommen. Vor dem Ausgleich hatte das Unternehmen mit 70 Mitarbeitern einen Umsatz von mehr als 150 Mio. Euro und schwarze Zahlen geschrieben. In den ersten beiden Quartalen 2007 würden noch Verluste geschrieben, danach seien schwarze Zahlen geplant. Im Gesamtjahr 2007 werde sich aber noch kaum ein Gewinn ausgehen, so Forer. Die Service-Aufgaben für BenQ Mobile hat nun die deutsche B2X übernommen.

Gegenstimme

Der Ausgleich sei gestern von den Gläubigern mit nur einer Gegenstimme angenommen worden, berichtete Forer. Beschlossen wurde eine Teilquote von 15 Prozent, nach 11 Monaten muss das Unternehmen weitere 8,33 Prozent, nach 17 Monaten nochmals 8,33 Prozent und nach 24 Monaten 8,34 Prozent der Forderungen bezahlen. Insgesamt haben bis jetzt 159 Gläubiger 14,8 Mio. Euro an Forderungen angemeldet, davon wurden lediglich 1,9 Mio. Euro anerkannt. Dies war unter anderem auf die vielen ausländischen Beschäftigten des Unternehmens und die Gewährleistungsansprüche zurückzuführen, die noch nicht geklärt sind. "Wir sind zuversichtlich, dass wir das noch auf die Reihe bringen", sagte Forer.

"Wir sind die ersten, die nicht an die Wand gefahren sind, sondern kurz davor gebremst haben"

Die deutsche BenQ Mobile hatte Anfang Oktober Insolvenz angemeldet, nachdem die Konzernmutter ihr den Geldhahn zugedreht und die Zahlung von bereits zugesagten 400 Mio. Euro verweigert hatte. Gestern wurde – vier Monate nach der Firmenpleite – auch die Produktion eingestellt. Die österreichische BenQ Mobile ist bisher der einzige Ableger, der weitergeführt wird: "Wir sind die ersten, die nicht an die Wand gefahren sind, sondern kurz davor gebremst haben", so Forer. Wichtig sei es nun, "mit viel Kleinarbeit und mit persönlichen Beziehungen und guten Produkten das Vertrauen in die Marke BenQ Mobile und in das Unternehmen wieder herzustellen".

Ob der österreichischen BenQ Mobile der Ausgleich tatsächlich gelingt, wird sich bis Anfang April zeigen. Bis zum 4. April muss der Betrag für die erste Teilquote von 15 Prozent jedenfalls beim Ausgleichsverwalter hinterlegt sein.

Kompetenzzentrum

Die Österreich- und Osteuropatochter der BenQ Mobile hatte sich als Kompetenzzentrum für den Handyvertrieb in Österreich und Südosteuropa etabliert, bevor sie in Folge der Insolvenz der deutschen BenQ Mobile Ende Oktober in den Ausgleich gegangen war. Der Standort Wien hatte zur bisherigen Geschäftsverantwortung für Südosteuropa zuletzt auch die Kompetenz für den Mittleren Osten und Afrika dazu bekommen. Die Region zeichnete damit für ein Drittel des Konzernumsatzes verantwortlich.(APA)