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Die heimische Pelletsproduktion soll heuer verdoppelt werden

Foto: APA/ Stefan Puchner
Pellets- und Kesselproduzenten und präsentieren neue Studien. International geht die österreichische Erfolgsstory indes weiter.

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Wien - Für Christian Rakos vom Verband "Propellets Austria" sind "Horrormeldungen" wie "Der Tod kommt aus der Pelletsheizung" die Auswüchse einer "Kampagne". Denn das Grundproblem bei jüngsten Berichten, die vor einer Feinstaubbelastung durch Pelletsheizungen warnen, sei: "Da werden Holzheizungen und Pelletsfeuerungen einfach vermischt." Erstere, die klassischen Scheitelöfen, seien tatsächlich ein Problem - während jene Anlagen mit den kleinen, gepressten Sägemehlstiften, um 90 Prozent weniger Feinstaub produzieren. Eine Studie des Austrian Bioenergy Centers habe ergeben, "dass Pelletsheizungen gerade einmal ein Promille zur Feinstaubemission beitragen".

Emissionen anders beurteilen

Überdies müsse man die Emissionen von Pelletsöfen "auch toxikologisch anders beurteilen": "Da das Holz hier komplett verbrennt, entsteht nur Feinstaub aus wasserlöslichen Salzen und nicht aus den gefährlichen Kohlenwasserstoffen oder Russ." Das könne man mit den Abgasen aus einer Ölheizung oder von Dieselautos daher keineswegs gleichsetzen.

Engpass

Ein echter Horror war für die Pelletsbranche hingegen der Winter des Vorjahres. Da gab es infolge des unerwarteten Pelletsbooms einen derartigen Engpass, dass der Verkauf von Pellets bereits quasi rationiert werden musste. "Aber es musste Gott sei Dank kein Ofen kalt bleiben", betont Wolfgang Leitinger, Geschäftsführer der Pellets produzierenden Holzindustrie Leitinger.

Versorgungsgarantie

Der Engpass des Vorjahres sei inzwischen überwunden, da mittlerweile die Pelletsproduzenten ihre Kapazitäten deutlich erhöht haben - Ende 2007 werde es rund doppelt so viele Produktionsanlagen geben wie 2006, so Rakos, der an "einem Modell für eine Versorgungsgarantie" arbeitet: Sollte es in ein paar Jahren tatsächlich am heimischen Markt noch einmal eng werden, verpflichten sich die Produzenten, die Pelletsexporte entsprechend zu reduzieren.

Preisreduktion um rund 15 Prozent

Der derzeitige Stand: Im Vorjahr lag der Inlandsbedarf bei rund 350.000 Tonnen Pellets, produziert wurden 650.000 Tonnen. Die theoretische Produktionskapazität könne auf rund drei Millionen Tonnen gesteigert werden, so Leitinger. Dementsprechend sollten sich auch die Preise in nächster Zeit entwickeln, prognostiziert der Pelletsproduzent. Er erwartet mittelfristig eine Preisreduktion um rund 15 Prozent.

Verkäufe deutlich zurückgegangen

Andererseits haben auch die Kesselhersteller die Pellets-Diskussionen deutlich zu spüren bekommen: "Unsere Verkäufe sind in Österreich deutlich zurückgegangen", berichtet Gerhard Selinger von der Firma Rika. "Trotzdem haben wir unsere Umsätze 2006 um 60 Prozent gesteigert - aber nur im Ausland."

Erfolgsstory

Denn international gesehen ist der Aufschwung der österreichischen Pelletsindustrie mehr denn je eine Erfolgsstory. Frankreich, Deutschland, Italien, Irland und Skandinavien sind derzeit die boomenden Märkte, "und dort wird überall dem österreichischen Know-how eine absolute Führungsposition zuerkannt", weiß Selinger.

Vorreiterrolle

Daher gingen die derzeitigen Diskussionen "in die falsche Richtung", warnt Johann Kalkgruber, der mit seinem Unternehmen Solarfokus ebenfalls zu 80 Prozent im Export tätig ist. "Wenn das so weitergeht, sind wir dabei, unser Image und unsere Vorreiterrolle, die wir auch im Bereich der Solarthermie haben, zu vernichten. Und dann werden wieder einmal die heimischen Firmen von deutschen Unternehmen aufgekauft." (Roman David-Freihsl, DER STANDARD Printausgabe 1.2.2007)