Budapest/Wien - Drei Monate nach dem Lynchmord an einem ungarischen Autofahrer soll es in einem nordungarischen Dorf erneut "Lynchstimmung" unter Roma nach einem Autounfall gegeben haben. Ein Kleinlastwagen überfuhr am Mittwochnachmittag auf der Hauptstraße des Dorfes Tiszanána einen Radfahrer tödlich. Daraufhin sollen einige Roma des Ortes - Verwandte und Bekannte des Unfallopfers - den Kleinlastwagen mit Schaufeln, Steinen und Betontrümmern angegriffen haben, wie die Tageszeitung "Heves Megyei Hirlap" am Donnerstag berichtete. Nach Angaben der Polizei gegenüber der Nachrichtenagentur MTI habe es allerdings "keine Tätlichkeiten" gegeben.

Die beiden Insassen des Kleinlastwagens seien schließlich durch die eintreffenden Polizisten "gerettet" worden, meldet die Zeitung weiter. Nach Angaben des Blattes sollen die Männer des Ortes auch die Sicherheitsbeamten angegriffen haben. Die Polizei "handhabte die Situation den Regeln entsprechend", sagte eine Polizeisprecherin gegenüber der ungarischen Nachrichtenagentur. Das 66-jährige Unfallopfer verstarb noch an der Unfallstelle.

Der Lynchmord an einem Familienvater in einer nordungarischen Roma-Siedlung vor den Augen seiner Kinder im Oktober vergangenen Jahres hatte damals zu heftigen Debatten in Ungarn geführt. Roma-Organisationen betonten, dass es sich dabei "allgemein um Kriminalität", nicht speziell um "Roma-Kriminalität" gehandelt habe.

Die rechtsextreme Partei Jobbik machte am Donnerstag in einer Aussendung für den jetzigen Fall eines "Lynchversuchs durch Zigeuner" die Roma-Organisationen verantwortlich, die sich "der sich Verhandlungen über die Ausmerzung der Zigeuner-Kriminalität konsequent verschlossen" hätten. (APA)