Mit dem Hamburger Laptop-Hersteller Bacoc hat sich auch der letzte bekannte Bieter aus dem Rennen um den insolventen Handybauer BenQ Mobile zurückgezogen. Damit dürfte das Schicksal der ehemaligen Siemens-Handysparte endgültig besiegelt sein. "Die Chancen für einen erfolgreichen Neustart des Unternehmens sind in den vergangenen Wochen rapide gesunken, weil zum Beispiel zahlreiche wichtige BenQ-Mitarbeiter – auch aus dem Management – abgewandert sind", begründete Bacoc-Geschäftsführer Stefan Baustert am Donnerstag die Absage.

Produktion ruht

Bereits seit Dienstag ruht die Produktion von BenQ Mobile vollständig. Eine deutsch-amerikanische Investorengruppe um den Manager Hans-Jörg Beha hatte sich Mitte Jänner zurückgezogen. Ein Angebot des US-Unternehmens Sentex Sensing Technology hatte der Gläubigerausschuss abgeschmettert.

Keine Chance

Bacoc teilte mit, die Chance auf erfolgreiche Weiterführung von BenQ seien durch die separate Abgabe der Servicetochter Inservio erschwert worden. "Nach einer Übernahme hätte der Servicebereich vollständig neu aufgebaut werden müssen." Der Insolvenzverwalter hatte die Garantiedienstleistungen Mitte Jänner an die Karlsteiner ComBase und die B2X Care Solutions abgegeben.

Angekündigt

Ursprünglich hatte Bacoc für den 19. Jänner ein Angebot für BenQ Mobile angekündigt, die selbst gesetzte Frist allerdings verstreichen lassen. Das Hamburger Unternehmen erklärte, das Finanzierungskonzept sei noch nicht zu 100 Prozent erstellt gewesen. "Die Finanzierung einer Übernahme von BenQ war allerdings schon weitgehend durch eine Investorengruppe gesichert", hieß es. Verhandlungskreisen zufolge war der Bacoc-Vorstoß trotz eines sinnvollen Fortführungskonzepts allerdings wegen Finanzierungsschwierigkeiten zum Scheitern verurteilt.

"Entweder sind sie aus der Irrenanstalt entlaufen, oder sie haben in der Schule nicht rechnen gelernt"

Die IG Metall hatte alle vorgestellten Übernahmekonzepte als unseriös kritisiert. "Entweder sind sie aus der Irrenanstalt entlaufen, oder sie haben in der Schule nicht rechnen gelernt", hatte Bayerns Gewerkschaftschef Werner Neugebauer über die Bieter geurteilt.

Zusammenbruch

BenQ Mobile war Ende September zusammengebrochen, nachdem der asiatische Mutterkonzern der Tochter überraschend den Geldhahn zugedreht hatte. Der Fall hatte großes öffentliches Aufsehen erregt, nachdem Siemens seine Handysparte erst ein Jahr zuvor an BenQ abgegeben und mehr als 400 Mio. Euro Mitgift bezahlt hatte. Siemens richtete in der Folge einen Nothilfefonds ein und bezahlt zum großen Teil auch die beiden Transfergesellschaften, bei denen die verbleibenden Mitarbeiter von BenQ seit Jahresbeginn angestellt sind.

Zum Zeitpunkt der Pleite beschäftigte BenQ Mobile 3.000 Menschen in Bayern und Nordrhein-Westfalen. In Österreich hat BenQ Mobile noch zehn Mitarbeiter.(APA)