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Mehr als 50 Paintball-Vereine mit rund 700 Mitgliedern gibt es in Österreich. Professionell mit Farben gekleckst wird vor allem in der ersten und zweiten Bundesliga.

Foto: Reuters/Raheb Homavandi
Linz - Schon einmal Bedarf gehabt, sich mehr als 200 km/h schnelle Gelatinekugeln, gefüllt mit einer eingefärbten Mischung aus Schweineschmalz und Kartoffelstärke, um die Ohren pfeifen zu lassen. Ja? Dann wird es Zeit, in die Welt der Paintballer einzutauchen. Jüngst dank befremdlicher Jugendfotos von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in Verruf geraten, nützt die heimische Paintball-Szene jetzt die Gunst der Stunde, um aus dem rechten Licht zu kommen.

"Wir sind sicher keine Freizeitrambos und haben absolut nichts mit der rechten Szene am Hut. Paintball ist ein Team- und Kommunikationssport", erläutert Thomas Buchrigler im Standard-Gespräch. Der 28-Jährige ist Sanitäter beim Roten Kreuz, tauscht aber regelmäßig die Helferkluft mit der Paintball-Ausrüstung - so auch Mittwochabend, als es galt, Österreichs größte Paintball-Halle im Pasching farbenfroh einzuweihen.

In voller Montur - für die Luxusvariante muss man schon bis zu 2000 Euro lockermachen - wird der gemeine Paintballer übrigens jedem "Star Wars"-Protagonisten gerecht. Am Körper ein zum Teil gepolsterter Schutzanzug, übers Gesicht eine spezielle Maske und in der Hand der Shooter. "Falsch, völlig falsch. Nicht Shooter sondern Markierer. Auch schießen wir nicht, sondern markieren unsere Spielgegner", klärt Buchrigler auf. Jenen Kritikern, die im Paintball statt Taktik, Teamgeist und Kommunika-tion eher Aggression, Kriegsspiel und Waffengeilheit sehen, nimmt man den Wind sportlich aus den Segeln. "Andere steigen in den Boxring und hauen sich bewusstlos. Ist das besser?", so Buchrigler. In Pasching selbst herrschen übrigens strenge Regeln: "Gespielt werden darf erst ab 18 Jahren, Tarnkleidung ist bei uns verboten", klärt "Pro-Paintball"-Betreiber Max Hartl auf. Verboten sind auch rote Farbkugeln (Paints). "Die werden in offiziellen Shops gar nicht verkauft", so Hartl.

Beziehungsfalle

Die Spielregeln sind relativ einfach. Pro Team fünf Spieler, die sich an der so genannte Base formieren. Dort hängt auch das Objekt der Paintballer-Begierde: Die Fahne. Nachdem "Fang den Wimpel" eher schlecht ins coole Image passt, heißt das erklärte Ziel also "Capture the Flag".

So weit, so gut, doch in der Umsetzung steigt der Paintball-Laie schnell aus. Die Spieler beziehen mit gefüllten Markierern (150 Paints) auf dem 500-Quadratmeter-Spielfeld Stellung, und der Marschall (Schiedsrichter) ruft zum Farbenspiel. In den hinteren Reihen wählt man das lärmintensive Dauerfeuer, vorn schmeißen sich die Fahnenjäger hinter die Deckungen. Ein unvorsichtiger Blick genügt, und der Farbpatzen sitzt. Verletzungen? "Blaue Flecken, aber die zählen nicht", so Buchrigler. Nach nur einer Minute ist alles vorbei. Offene Fragen bleiben: Taktik? Wenn, dann sehr versteckt. Kommunikation? Leider nichts gehört.

Im Übrigen kann Paintball auch Beziehungen gefährden. Während Fachverbandspräsident Daniel Schwingenschlögl markiert, steht seine Freundin Alex am Spielfeldrand: "Als er vor zwei Jahren begonnen hat, wollte ich ihn eigentlich verlassen." Heute spielt die 30-Jährige selbst Paintball. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD - Printausgabe, 2. Februar 2007)