Die Annahme, dass Fett "der Dickmacher" ist, hat sich tief ins kollektive Bewusstsein eingegraben – Die These scheint plausibel: Denn immerhin liefert Fett mit rund neun Kilokalorien pro Gramm doppelt so viel Energie wie Eiweiß oder Kohlenhydrate.
Negative Folgen
Übertrieben sollte die Fettreduktion jedoch auch nicht werden. Extreme Low-Fat-Diäten zeigen nämlich oft überraschende negative Folgen, wie einige Studien der letzten Jahre deutlich bewiesen haben. So zeigte ein Forscherteam der Universität von Minnesota, dass unser Organismus einen Fettanteil unter 20 Prozent nur höchst widerwillig akzeptiert. Die Teilnehmer in der Niedrig-Fett-Gruppe waren – trotz gleicher Kalorienzufuhr – wesentlich öfter hungrig als die Teilnehmer einer Gruppe mit ausgewogener Mischkost und einem Fettanteil von rund 30 Prozent.
Schlechtere Werte
Die Low-Fat-Faster hatten zudem am Ende der Studie auch schlechtere Triglyceridwerte, ihre Entzündungswerte stiegen, und ihre Insulinwerte verschlechterten sich signifikant. Zu allem Überfluss verringerte sich auch noch ihr Energie-Grundumsatz mehr als doppelt so stark wie in der Kontrollgruppe.
Kohlenhydratüberschuss
Die Erklärung für die scheinbar paradoxe Reaktion: Eine extrem fettarme Ernährung führt dazu, dass sich der Anteil an Kohlenhydraten auf ein Maß erhöht, welche die Kapazität der Kohlenhydratspeicher im Körper übersteigt. Dieser Kohlenhydratüberschuss wird dann im Organismus zu Fettsäuren umgewandelt – der Blutfettwerte steigen an.
Obendrein führt die überhöhte Zufuhr von Kohlenhydraten zu einer übermäßigen Ausschüttung von Insulin. Langfristig kann das ein vermindertes Ansprechen des Körpers auf dieses Hormon zur Folge haben (Insulinresistenz). Das Risiko, an Diabetes Typ II zu erkranken, steigt.
Ein Drittel Fettanteil empfohlen
Der Organismus wehrt sich gegen den Fettentzug, indem er in eine Art Winterschlaf verfällt. Keine guten Voraussetzungen zum Abnehmen: Ein reduzierter Grundumsatz im Stoffwechsel ist die Hauptursache für den unerwünschten Jojo-Effekt bei Diäten.
Deshalb wird heute ein Fettanteil zwischen 25 und 35 Prozent als sinnvolles Maß angesehen. Weit mehr ist ebenso problematisch wie weit weniger. Ähnliche Empfehlungen gibt es für den Anteil an Kohlenhydraten. Auch hier wirkt sich eine zu starke Reduktion nachteilig aus.
Hochwertige Fette
Und für Fette wie Kohlenhydrate gilt: Mindestens genau so wichtig wie die Menge ist die Zusammensetzung: Hochwertige Fette etwa aus Olivenöl oder in Fischen wirken sich wesentlich günstiger aus, für Kohlenhydrate mit einem hohen Anteil an Ballaststoffe gilt das Gleiche. (SURFMED)