Prag - Der Chef der tschechischen oppositionellen Sozialdemokraten (CSSD) Jiri Paroubek wird sich nach der Beendigung der achtmonatigen Regierungskrise mit der Position eines einfachen Parlaments-Abgeordneten abfinden müssen. Die bisherigen Erwägungen, wonach er seinen Parteikollegen Miloslav Vlcek an der Unterhausspitze ersetzen würde, werden zunächst nicht realisiert.

Die Regierungskoalition ­ die konservative Demokratische Bürgerpartei (ODS), die christdemokratische Volkspartei (KDU-CSL) und die Grünen -, ohne die die Wahl eines neuen Vorsitzenden des Abgeordnetenhauses nicht möglich ist, will Paroubek nicht in dieser Position sehen, berichteten die tschechischen Zeitungen am heutigen Freitag.

Die Wahl Vlceks an die Unterhausspitze im Herbst 2006 war als eine Übergangs-Angelegenheit verstanden worden, um die Suche nach einer neuen Regierung, die nach der Parlamentswahl vom Sommer mit einem Patt-Ergebnis äußerst schwierig war, zu vereinfachen. Es war damals damit gerechnet worden, dass Vlcek später durch Paroubek ersetzt werden könnte, nachdem eine Lösung gefunden worden ist. Die derzeitige Dreier-Koalition konnte jedoch die Vertrauensabstimmung vor zwei Wochen nur dank zweier abtrünniger Sozialdemokraten überstehen ­ die CSSD als solche stimmte gegen die Regierung.

Paroubek nimmt den Widerstand der Regierungskoalition gegen seine Wahl an die Unterhausspitze gelassen. "Ich habe mich damit in jedem Moment abgefunden, so dass es mir egal ist, ob es sein wird oder nicht. Wichtig ist, dass ich Vorsitzender der Sozialdemokraten bin", reagierte er und fügte hinzu, er mache nicht Politik, um politische Ämter zu sammeln.

Paroubek als ehemaliger Premier hat unterdessen das Recht verloren, von Bodyguards der Staatspolizei geschützt zu werden. Ohne Behüter bleibt er aber nicht. Seit Donnerstag leistet ihm eine private Sicherheits-Agentur Personen-Schutz ­ auf Bestellung seiner Partei. (APA)