Im Gegensatz zu Landespolitikern, die gern unerfüllbares aus der Kasse des Bundes versprechen, haben die schlauen unter den ÖBB-Managern bereits erkannt, dass Geld nur in endlicher Menge vorhanden ist. Sie haben einen Baustopp verhängt. Seither geistert in geheimen ÖBB-Dokumenten das Wort "Edelrohbauten" herum, halbfertige Brücken, Tunnels und Betriebsgebäude, die von monströsem Bauwillen gleichermaßen zeugen, wie von Unvernunft – und leeren Brieftaschen.
Auch, wenn es der Kärntner Landeshauptmannstellvertreter und Verkehrslandesrat Gerhard Dörfler nicht (mehr) hören will: Der Tunnel unter der Koralpe zwischen Graz und Klagenfurt wird demnächst als solcher "Edelrohbau" eingemottet werden (müssen), zumindest für die nächsten fünf bis zehn Jahre. Denn dieses Loch hat, was die internationalen Verkehrswege im EU-Binnenmarkt betrifft, nicht nur kaum eine Relevanz, sondern es fehlt schlicht und einfach das Geld für diese innerösterreichische Luxusverbindung, die nicht einmal in Ansätzen eine Aussicht auf nennenswertes Verkehrsaufkommen hat.
Ausstieg schwer möglich
Schlimm genug, dass dieses auf mindestens 4200 Millionen Euro veranschlagte Projekt – es hat die Steuerzahler bereits 600 Millionen Euro gekostet – von unverantwortlichen Politikern vertraglich so fixiert wurde, dass ein Ausstieg schwer möglich ist. Nun sollte der neue Verkehrsminister Werner Faymann wenigstens die einmalige Gelegenheit nutzen, das Wahnsinnsprojekt aufs Abstellgleis zu schieben. Die Chance dazu hat er, denn die politischen Verhältnisse haben sich geändert, und eine Nichteinhaltung des Vertrag wäre, wie Experten einhellig feststellen, rechtlich kaum exekutierbar. Natürlich soll hier nicht dem Rechtsbruch das Wort geredet werden, es ist grundsätzlich verwerflich, wenn die Republik Verträge vorsätzlich bricht.