Deutschland
Regierung will ehemalige Getto-Arbeiter entschädigen
Jewish Claims Conference schätzt Kosten auf 80 bis 100 Millionen Euro
Berlin - Die deutsche Regierung versucht, zehntausende
jüdische Holocaust-Überlebende, die unter der Nazidiktatur in Gettos
einer halbwegs geregelten Arbeit nachgingen, doch noch unbürokratisch
zu entschädigen. Bundeskanzlerin Angela Merkel habe das
Finanzministerium entsprechend angewiesen, berichtet das Hamburger
Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" in seiner am Montag erscheinenden
Ausgabe. Es sei ein Fonds nach dem Vorbild der
Zwangsarbeiter-Entschädigung vereinbart worden. Die Kosten würden vom
Finanzministerium mit zehn Millionen Euro beziffert, von der Jewish
Claims Conference in New York, die jüdische Nazi-Opfer vertritt,
dagegen auf 80 bis 100 Millionen Euro. Die jüdischen Arbeiter in NS-Gettos wurden - im Unterschied zu den
seit 2000 entschädigten Zwangsarbeitern - in der Regel bezahlt, wenn
auch häufig nur mit Hungerlöhnen oder Lebensmitteln. Um den
Überlebenden eine kleine Rente zu ermöglichen, hatte der Bundestag im
Jahr 2002 das "Gesetz zur Zahlbarmachung von Getto-Renten"
verabschiedet. Allerdings wurden 61.000 von insgesamt 70.000 Anträgen
von den Trägern der Rentenversicherung abgelehnt. Das Kanzleramt sei
nun zu der Einsicht gekommen, das Gesetz habe sein Ziel verfehlt,
berichtete der "Spiegel". (APA/dpa)