Reaktion
Als "nicht besonders erstaunlich" kommentierte Markus Moser von Prionics AG in Schlieren (Schweiz), welche die ab 2001 auch in Österreich eingesetzten BSE-Schnelltests entwickelte, den Nachweis. "Die gesunde Variante der Prionen kommt praktisch im gesamten Körper vor, daher ist es wenig erstaunlich, dass sie sich auch in der Milch finden", so Moser. Fraglich sei nun, ob auch die krank machende Version, die etwa für BSE oder Creutzfeld-Jakob verantwortlich gemacht wird, in der Milch nachweisbar sei. Moser ist sicher, dass sich die Erreger in der Milch - wenn überhaupt - nur in kleiner Zahl finden lassen. Die Gefahr einer Ansteckung über Milch ist für den Wissenschafter "relativ klein".
Prionen
Prionen treten in verschiedenen dreidimensionalen Erscheinungsformen - so genannten Faltungen - auf. Die eine Form ist völlig ungefährlich und natürlicher Bestandteil des Körpers. Erst wenn das Prion seine Struktur verändert, wird es krank machend. Das Gefährliche daran ist, dass das Kippen eines Moleküls in die gefährliche Variante gleichsam ansteckend ist, benachbarte Prionen können sich ebenfalls verändern. Letztendlich verläuft das Ganze in einem Organismus ähnlich wie eine Infektion durch einen Virus oder ein Bakterium.
Durch die Prionen, die BSE oder Creutzfeld-Jakob auslösen, wird vor allem das zentrale Nervensystem (Gehirn, Rückenmark) zerstört. Prionen sind, nachdem es sich nicht um Lebewesen handelt, gegen herkömmliche Desinfektionsmittel weitgehend unempfindlich. Selbst Drucksterilisation bei 137 Grad überstehen sie unbeschadet.
Nachweis
In der Alicon-Studie wurden in der Milch bisher ausschließlich normale, also nicht krank machende, Prionen entdeckt. Die Forscher meinen aber, wo die eine Variante vorkommt, kann auch die andere, gefährliche existieren. "Damit stellt sich erneut die Frage nach dem BSE-Risiko von Milchkonsum", so die Alicon-Experten. Milchtests zum Nachweis von krankheitserregenden Prionen würden sich bereits in Entwicklung befinden.