Chicago - Das Risiko, an Alzheimer zu erkranken, ist bei einsamen Menschen höher. Zu diesem Ergebnis ist eine groß angelegte Studie des Rush University Medical Centre gekommen. Das Team um den Neuropsychologen Robert Wilson begleitete mehr als 800 ältere Patienten vier Jahre lang. Ein Zusammenhang zwischen sozialer Isolation und Demenz wurde bereits in der Vergangenheit nachgewiesen. Die aktuelle Studie konzentrierte sich erstmals darauf, wie die Betroffenen sich fühlen. Die Wissenschafter schreiben in den "Archives of General Psychiatry", dass die genaue Ursache für den Zusammenhang zwischen Einsamkeit und Alzheimer noch nicht erforscht ist.

Fragebogen

Die Forscher stellten das Ausmaß der Einsamkeit fest, in dem sie die Teilnehmer jährlich ersuchten, Aussagen zum Thema auf einer Skala von eins bis fünf zu bewerten. Zu diesen Fragen gehörten unter anderem "Ich empfinde ein allgemeines Gefühl der Leere" oder "Ich fühle mich oft verlassen". Zusätzlich wurde das Vorhandensein von Anzeichen für Demenz und Alzheimer untersucht. Autopsien der 90 Patienten, die während der Laufzeit der Studie starben, stellten fest, ob Proteinablagerungen bei Nervenzellen vorlagen. Es zeigte sich, dass das Risiko an Alzheimer zu erkranken für jeden Punkt auf der Einsamkeitsskala um 51 Prozent anstieg.

Ideen

Jene Teilnehmer, die mit 3,2 über die höchsten Testergebnisse verfügten, waren einem rund 2,1 Mal so hohem Alzheimerrisiko ausgesetzt wie die Teilnehmer mit den niedrigsten Werten von 1,4. Als die Wissenschafter die soziale Isolation berücksichtigten, veränderten sich die Ergebnisse nicht wesentlich. Es gab jedoch keinen Zusammenhang zwischen Einsamkeit und den pathologischen Vorgängen im Gehirn, die mit Alzheimer einhergehen. Laut Wilson gibt es zwei Ideen, die man berücksichtigen sollte: Erstens, dass Einsamkeit wirklich ein Risikofaktor ist und zweitens, dass für das Verstehen dieses Phänomens über die klassischen Verfahren der Neuropathologie hinausgegangen werden muss. Er betonte, dass die Ergebnisse ausschließen würden, dass Einsamkeit eine Reaktion auf eine Demenz ist.

Es sei denkbar, dass Einsamkeit Bereiche des Gehirns beeinflusst, die mit der Wahrnehmung und dem Gedächtnis in Zusammenhang stehen. Einsame Menschen könnten so laut BBC anfälliger für den altersbedingt schlechteren Zustand der neurologischen Bahnen sein. "Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass Einsamkeit nicht nur emotionale Auswirkungen hat, sondern auch körperliche." (pte)