Amerikaner treten abermals gegen BayernLB an - Land Berlin erwartet 4 bis 6 Mrd. Euro Wien/Berlin - 19 Interessenten sind es, die bis Montag 12 Uhr Mittag für die zum Verkauf stehende Landesbank Berlin (LBB) ihre Interessensbekundungen und einen groben Finanzausweis abgegeben haben. Darunter sind alte Bekannte, die einander schon im Kampf um die österreichische Gewerkschaftsbank Bawag P.S.K. gegenüber standen: Die vital an der Berliner Landesbank interessierte Bayerische Landesbank (BayernLB) und der US-Fonds Cerberus, der im Übernahmekampf um die Bawag die BayernLB im Dezember ausgestochen hatte. Auch UniCredit gibt sich an der LBB interessiert.

Nach Informationen aus Finanzkreisen hat am Montag auch der Finanzinvestor Cerberus die Hand für die LBB erhoben. Cerberus kauft zur Zeit die Wiener Skandalbank BAWAG und könnte diese laut einem Bericht der "Financial Times Deutschland" (FTD, Dienstagausgabe) zumindest in Teilen mit der Landesbank Berlin zusammenführen.

Laut "Süddeutscher Zeitung" gilt Cerberus gelten neben JC Flowers als heißester Interessent aus dem Lager der Finanzinvestoren. Bei der österreichischen Bawag bekam Cerberus Mitte Dezember 2006 mit einem Konsortium den Zuschlag. Auch bei der LBB könnte sich die Beteiligungsgesellschaft Verbündete suchen, etwa unter den Landesbanken oder bei weiteren Finanzinvestoren.

"Bin hoch zufrieden"

Nach Angaben des Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin (SPD) haben sich 19 potenzielle Erwerber für die börsenotierte Bank gemeldet: "Ich bin hoch zufrieden, dass das Interesse so groß ist, wie wir es erwartet haben." Indikative Angebote werden bis Mitte März erwartet.

Im April will UBS laut "FTD" bis zu zehn Interessenten Zugang zu den Datenräumen gewähren. Verbindliche Angebote werden für Mai oder Juni erwartet. Der Verkaufsprozess könnte dann im Sommer abgeschlossen werden.

Zu den jetzigen Bietern gehören nach eigener Aussage die WestLB, die HSH Nordbank, die Landesbank Baden-Württemberg, die BayernLB sowie der Deutsche Sparkassen- und Giroverband. Laut Kreisen, die mit dem Verfahren vertraut sind, haben sich auch HypoVereinsbank (HVB), Commerzbank, die Finanzinvestoren JC Flowers und Texas Pacific Group gemeinsam sowie Cerberus gemeldet.

Größte Bank-Transaktion Deutschlands

Es wird die wohl größte Bank-Transaktion in Deutschland 2007. Nur wer bis gestern, Montag, Mittag seine Interessenbekundung abgegeben hat, kann auf den Zuschlag hoffen. Ein späteres Einsteigen ist nur noch durch den Anschluss an ein bestehendes Konsortium möglich.

Das Land Berlin muss seine 81-Prozent an der LBB in diesem Jahr veräußern. Nur unter der Bedingung genehmigte die EU rückwirkend eine Kapitalspritze des Landes Berlin über 1,75 Mrd. Euro an die LBB - die damals "Bankgesellschaft Berlin" hieß. Die Bank stand 2001 kurz vor der Pleite, gilt jetzt aber als saniert.

Finanzkreise erwarten jetzt einen Verkaufserlös von 4 bis 6 Mrd. Euro. Der Berater des Landes Berlins bei dem Deal ist UBS. Das Land Berlin möchte vom neuen Eigentümer Jobgarantien für die 7.450 Beschäftigten in der LBB.

Als einer der ernsthaftesten Interessenten für die LBB soll UniCredit gelten. Der italienische Konzern würde die LBB über die Münchner Tochter HVB kaufen. Kapital genug hat die HVB: Der Verkauf der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) an die Konzernmutter UniCredit brachte ihr einen Buchgewinn von 6,5 Mrd. Euro ein.

Ausbau des Marktanteils

Auch die deutche Commerzbank könnte mit der LBB ihren Marktanteil ausbauen. Angesichts der wohl scharfen Bieterschlacht räumen Experten gegenüber der "FTD" dem Institut aber keine hohen Chancen ein, zumal die Commerzbank dafür ihr Kapital erhöhen müsste. Unklar ist, ob der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) mit seinem Gebot der Sparkassen Chancen hat. Geplant war eigentlich, dass der DSGV der einzige Bieter aus dem öffentlich-rechtlichen Sektor sein würde. Dieser Plan scheiterte: Vier deutsche Landesbanken haben neben dem DSGV Interesse an der LBB bekundet. Fraglich sei, welche Landesbank sich den Kauf leisten könnte, stellt die "FTD" fest. BayernLB-Chef Werner Schmidt sagte kürzlich, er wisse keine Landesbank, die diese Transaktion alleine - ohne Kapitalerhöhung oder einen Partner - stemmen könne.

So wurde zuletzt spekuliert, die WestLB oder HSH Nordbank könnten sich daher mit dem US-Finanzinvestor JC Flowers verbünden. Dieser ist bereits mit 27 Prozent an der HSH Nordbank beteiligt und angeblich auch an der LBB interessiert. Flowers hatte bereits 2002 über einen Kauf des Instituts verhandelt. Laut "SZ" geht der amerikanische Investor gemeinsam mit der Beteiligungsgesellschaft Texas Pacific Group (TPG) ins Rennen. Auch GE Money wird für die LBB genannt, ebenso BNP Paribas. Spekuliert wird auch auf die Postbank, hier sollen aber Kartellfragen ein Problem sein. (APA)