Preßburg - Die krisengeschüttelten slowakischen Christdemokraten (KDH) stehen möglicherweise vor der "Errettung" durch einen neuen starken Mann. Das schlechte Abschneiden bei den Parlamentswahlen im vergangenen Juni - die KDH ist mit 14 Abgeordneten kleinste Fraktion im Parlament - hat die Partei fast lahm gelegt. Seitdem streitet sie über ihre politische Strategie, und welcher Mitbewerber nun der größere Gegner ist: Erzfeind und Ex-Premier Vladimir Meciar, Ministerpräsident Robert Fico oder Mikulas Dzurinda, der sich einst mit seiner Slowakischen Demokratischen und Christlichen Koalition (SDKU) von den Christdemokraten abgespaltet hatte.

Parteivorstand gespalten

Wegen der Differenzen kam es zu einer offenen Spaltung im KDH-Vorstand. Parteivorsitzender Pavol Hrusovsky ist dafür, die Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit mit den Regierungsparteien Smer und SNS (Slowakische Nationalpartei) vorsichtig zu sondieren. Die Gruppe rund um Ex-Innenminister Vladimir Palko will die Partei dagegen durch radikalere Töne und eine bessere Kommunikation mit den Wählern stärken. Palko erklärte, er werde sich am kommenden Parteitag, der im Mai oder Juni stattfinden soll, um den KDH-Vorsitz bewerben.

Nun hat sich ein dritter Politiker in den Wettbewerb um die Parteispitze eingeschaltet. Der Abgeordnete Peter Gabura erklärte, er werde dem Parteitag seinen eigenen Kandidaten vorschlagen. Wen er im Sinn hat, sagte Gabura nicht.

8.000 Vorzugsstimmen

Gabura ist unter den Christdemokraten aber kein Mr. Nobody. Der gelernte Mechaniker erhielt bei der Parlamentswahl mehr als 8.000 Vorzugsstimmen und wurde vom 77. Platz auf der Kandidatenliste ins Parlament gewählt. Eine bis dahin beispiellose Leistung.

Der bescheiden wirkende Abgeordnete Gabura war in den 1990er Jahren der starke Mann im Hintergrund der Christdemokraten. Er verwaltete die Finanzen der Partei, das KDH-Personal war formell in Gaburas Firmen beschäftigt, durch seine Firmen wurden die KDH-Zeitungen und -Zeitschriften finanziert. Direkt auf die politische Bühne trat Gabura aber erst mit Parlamentswahlen im Jahr 2006.

Nun macht Gabura durch recht kontroverse Äußerungen und Taten auf sich aufmerksam. Als Berater stellte er Menschen mit dubioser Geheimdienst-Vergangenheit ein. Er äußerte sich scharf gegen Homosexuelle, warnte vor Zuwanderung aus China und Vietnam und vor einer "Mischung des slowakischen Blutes mit asiatischem Blut". Die Partei der Ungarischen Koalition (SMK), der langjährige Partner der Christdemokraten, ist für Gabura stark von Panhungarismus beeinflusst.

Politische Beobachter zeigen sich erstaunt über diese neuen Töne aus den Reihen der Christdemokraten, die bisher strikt die Regeln der "political correctness" beachteten. Sie fragen sich, ob die Äußerungen des Abgeordneten Gabura eine einzelne "Entgleisung" sind oder es sich um den Vertreter von Kräften innerhalb der Christdemokraten handelt, die nun nicht länger unter dem Deckel gehalten werden können. Jedenfalls wird der kommende Parteitag der Christdemokraten sich nicht nur sich zwischen dem moderaten Hrusovsky und dem radikalen Palko entscheiden müssen. Die Karten wird auch der einfache Abgeordnete Peter Gabura mischen. (APA)