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Foto: Reuters/Garofalo
Rom - Laut Angaben des italienischen Unterstaatssekretärs für Justiz, Luigi Scotti, entsprechen lediglich fünf der Serie-A-Stadien im Land des Fußball-Weltmeisters den neuen Sicherheitsvorschriften. Scotti nannte die fünf Stadien am Montag nicht. Italienische Medien berichteten aber übereinstimmend, dass es sich um die Olympiastadien in Rom und Turin, das Mailänder San-Siro-Stadion sowie die Spielstätten von Palermo und Siena handle.

Desolate Stadien

Im römischen Olympiastadion tragen mit Lazio Rom und AS Roma ebenso wie in Mailand (AC Milan, Inter Mailand) zwei Teams ihre Heimspiele aus. Weiters berichteten italienische Zeitungen am Dienstag, dass die Stadien von Ascoli, Atalanta Bergamo, Chievo Verona, Udinese und Catania, wo sich der folgenschwere Anschlag auf den getöteten Polizisten Filippo Raciti ereignet hatte, derzeit in keiner Weise die neu geltenden Standards erfüllen.

Zwei Spiele ohne Zuschauer

Dies würde bedeuten, dass am kommenden Wochenende bei zwei Partien der Serie A den Fans der Zutritt zu den Stadien verwehrt wird: Die Begegnung von Ascoli mit dem AC Milan und das Spiel von Udine gegen Sampdoria Genua würden ebenso wie sechs der zehn Matches der Serie B ohne Publikum über die Bühne gehen. Am Dienstag wurde ebenfalls bekannt, dass in Folge der Gewalt während und nach Skandal-Spiel Catania gegen Palermo 34 Personen festgenommen wurden, darunter befanden sich elf Minderjährige.

"Werde nichts anderes dulden"

Innenminister Giuliano Amato hatte am Vortag angekündigt, dass künftig nur mehr vor Zuschauern gespielt wird, wenn die Stadien alle Auflagen erfüllen. "Ich werde diesbezüglich nichts anderes dulden." Die italienische Regierung plant am Mittwoch ein Maßnahmenpaket zur Eindämmung der Gewalt und Verbesserung der Sicherheit in den Fußball-Arenen zu beschließen. Erst danach wird entschieden, ob und in welchen Stadien mit Zuschauern weitergespielt werden darf.

Forderung der Klubs wird nicht nachgegeben

Amato hat am Dienstag dem Parlament über die Vorfälle beim Skandalspiel in Catania Bericht erstattet und erklärte, dass die Regierung der Forderung der Klubs nach Wiederaufnahme der Meisterschaft nicht nachgeben werde, bis die Sicherheitsstandards erfüllt sind. Der Minister teilte außerdem mit, dass die Umstände des Mordes an Filippo Raciti noch unklar sind. Der 38-jährige Polizist sei voraussichtlich von einem Stein getötet worden.

Verdächtige dank Videoaufnahmen identifiziert

Die Polizei habe in Fan-Kreisen Drogen, Eisenstangen und Ketten beschlagnahmt. Viele Verdächtige wurden dank der Videoaufnahmen im Inneren des Stadions identifiziert. "Die Vororte von Catania sind wie die Bronx unter Kontrolle von Kriminalität und Armut. Viele Jugendlichen haben einen Vater hinter Gittern. Für sie ist die Polizei ein Feind", betonte Amato und warnte, dass die Zahl der Verletzten unter den Sicherheitskräften seit Beginn dieser Meisterschaft wieder steigend sei. Seit Beginn der Saison seien 228 Polizisten verletzt worden, in der Meisterschaft 2005/06 waren es 158 gewesen.

Kritik an den Klubs

Der Minister beschuldigte die Fußballklubs, die geforderten Sicherheitsvorkehrungen zu ignorieren. "Ich werde nie wieder die Austragung von Spielen in Stadien erlauben, die nicht den Sicherheitsstandards entsprechen. Wir müssen auch dem Druck der Klubs widerstehen, die die Fortsetzung der Meisterschaft verlangen, weil zu viele wirtschaftlichen Interessen auf dem Spiel stehen und die Show weitergehen muss. Wir haben die Pflicht, diesem Druck zu widerstehen", erklärte der Minister.

Präsidenten empört

Die Präsidenten der italienischen Fußball-Ligen Serie A und B haben empört auf die Ankündigung der Regierung reagiert. "Die Klubchefs wehren sich gegen Geisterspiele", sagte die AS-Roma-Geschäftsführerin, Rosella Sensi, am Dienstagvormittag am Rande einer Krisensitzung der Liga, bei der das von der Regierung angekündigte Sicherheitspaket diskutiert wurde.

Forderung anch staatlicher Unterstützung

Der Vorsitzende der italienischen Fußball-Liga, Antonio Matarrese, forderte staatliche Unterstützung für die Modernisierung der Stadien. "Es ist unklar, wer die Ausgaben für die Anpassung der Stadien an die Sicherheitsstandards übernehmen soll. Die Klubs kontrollieren nicht die Stadien, die im Besitz der Lokalverwaltungen stehen", sagte Matarrese. So sind unter anderem auch am Mailänder San-Siro-Stadion dringend sofortige Adaptierungsarbeiten notwendig, um den weiteren Spielbetrieb zu gewährleisten. (APA)