Vor dem geplanten Start einer "Bild"-Zeitung in Frankreich wird es auf dem dortigen Zeitungsmarkt immer enger: Am Dienstag brachten das Traditionsblatt "Le Monde" und die Mediengruppe Bollore ihre seit Monaten erwartete Gratiszeitung "matin plus" erstmals heraus. Die Startauflage liegt bei 350.000 Exemplaren.

Damit tritt das Blatt in direkte Konkurrenz zu den Platzhirschen "20 minutes" und "metro", die landesweit mit 870.000 beziehungsweise 880.000 Exemplaren den Kaufzeitungen das Leben schwer machen. Der Axel Springer Verlag hatte Ende November mitgeteilt, eine französische Ausgabe der "Bild" könne im Herbst 2007 oder Anfang 2008 auf den Markt kommen.

Vergleich mit "Direct Soir"

Bollore hält an dem Gemeinschaftsprojekt vorerst 70 Prozent, "Le Monde" 30 Prozent. Die 28-seitige "matin plus" ähnelt in weiten Teilen dem Layout des abends erscheinenden Bollore-Gratis-Blattes "Direct Soir". Bei etwas über A4-Größe ist die Schrift auf der Titelseite meist rot unterlegt, der Erkennungsfarbe des Bollore-TV-Senders Direct 8. Die Mischung im Inneren ist auf dem Markt der französischen Gratiszeitungen bisher allerdings einmalig: In den Rubriken Paris, Frankreich, Welt wechseln sich große Bildstrecken mit ein- oder gar zweiseitigen Texten aus "Le Monde" und "Courrier International" ab, die kaum für das Lesen im U-Bahn-Gedrängel geeignet scheinen.

"matin plus" gehört zum frankreichweiten Vermarktungs-Netzwerk Ville Plus, in dem etablierte Zeitungsverlage im Kampf gegen die Newcomer "20 minutes" und "metro" eigene Gratiszeitungen herausbringen. Der Start der Hauptstadt-Ausgabe ist für das Netzwerk ein wichtiger Schritt, um große Werbekunden anzuziehen. Zusammen mit Blättern in den Städten Lyon, Marseille, Lille, Montpellier und Bordeaux kommen die Ville-Plus-Zeitungen jetzt auf eine Auflage von 600.000 Stück. Die anderen Ausgaben des Netzwerkes sollen nun nach und nach das Layout von "matin plus" und künftig auch Inhalte übernehmen. "Le Monde" und Bollore planen zudem weitere Regionalausgaben von "matin plus". (APA/AP)