Linz - Investoren planen ein "Einkaufsdorf" in Ort im Innkreis in Oberösterreich. Das Einkaufszentrum will den Kunden rund 120 Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von 48.000 Quadratmetern bieten, die im ersten vollen Geschäftsjahr einen Umsatz von 170 Mio. Euro machen sollten. Der Geschäftsführer der Errichtungsgesellschaft Thomas Hager stellte das Vorhaben in einer Pressekonferenz am Mittwoch in Linz vor.

Die Betreiber des Projektes haben die Geschäftschancen des direkt an der Abfahrt der Innkreisautobahn (A8) gelegenen Projektes analysiert. Demnach leben in der angesprochenen Region Passau-Schärding-Braunau-Ried 105.000 Menschen in einem Bereich von 15 Minuten Fahrzeit. Werden 50 Minuten angenommen, reicht er unter anderem bis Linz und umfasst 785.000 Menschen.

Eröffnung im März 2009

Vor dem geplanten Baubeginn im heurigen November und der Eröffnung im März 2009 müssen allerdings erst das dafür vorgesehene Grundstück von Betriebs- in Geschäftsbaugebiet umgewidmet und eine strategische Umweltprüfung (SUP) sowie eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) absolviert werden. Das Büro des zuständigen Landesrates Viktor Sigl teilte zum Umwidmungsverfahren mit, es werde objektiv und sachlich durchgeführt, es sollte Ende März abgeschlossen sein. Erst wenn die Verfahren positiv abgeschlossen sind, will die "österreichische Investorengruppe", die rund 100 Mio. Euro aufbringen soll, näher genannt werden.

Der Gemeinderat von Ort im Innkreis stehe zu 100 Prozent hinter dem Vorhaben, stellte Bürgermeister Manfred Hauer fest. Die Betreiber stellten in Aussicht, dass rund 1.000 Menschen im Einkaufszentrum Arbeit finden. Der Bürgermeister rechnet mit zusätzlichen 400.000 Euro Kommunalsteuer pro Jahr. Derzeit macht das Budget der 1.254-Einwohner-Gemeinde rund 1,8 Mio. Euro aus.

Handel fürchtet Konkurrenz

In den Städten der Region ist der Handel zumindest skeptisch. Er befürchtet einen Kaufkraftabfluss. Zugleich werden eigene Projekte unter anderem in Ried, aber auch in Simbach, der bayerischen Nachbargemeinde von Braunau, überlegt. Sollte das Projekt nichts werden, gebe es einen "Plan B", erklärte Hager. Eine Verkleinerung des Vorhabens in Ort sei nicht geplant, denn es dürfte nicht unter eine "kritische Größe" von 40.000 Quadratmetern Verkaufsfläche gehen. Er sprach vielmehr von ähnlichen Projekten im grenznahen Bereich in Tschechien und Ungarn.

Wirtschaftskammer sieht keinen Bedarf

Die Wirtschaftskammer Oberösterreich sieht keinen Bedarf für das geplante "Einkaufsdorf". Der Obmann der Sparte Handel, Franz Penz, warnte Mittwoch Nachmittag in einer Presseaussendung erneut vor der "Gefährdung" der bestehenden Handelslandschaft im Innviertel.

"Es ist eine Illusion, dass diese geplanten 48.000 Quadratmeter Verkaufsfläche keine Kaufkraft aus den bestehenden kleinen Strukturen dieser Region abziehen", betonte er. Es würde sich um deutlich mehr als die Hälfte der Verkaufsfläche handeln, den der Einzelhandel der Stadt Ried aufweist, und um die Hälfte mehr als jener der Stadt Schärding. Die Sparte Handel bemühe sich seit Jahren, die Öffentlichkeit zur Stärkung der Stadt- und Ortskerne zu sensibilisieren, so Penz.

Dass Einkaufszentren Beschäftigungswunder seien, halte einer näheren Betrachtung nicht stand. Während der Bauphase gebe es sicherlich neue Arbeitsplätze in der Region, aber nicht dauerhaft im Handel, kritisierte Penz. Wenn man dazu noch wisse, dass zunehmend Vollzeitarbeitsplätze durch Teilzeitjobs und innerhalb dieser durch geringfügig Beschäftigte ersetzt würden, sollte das Warnung genug sein, nicht auf ein Flächenwachstum auf der grünen Wiese zu setzen. Der Spartenobmann sprach sich für "ein vernünftiges Miteinander" von bestehenden Einkaufszentren, Fachmärkten und den Ortskernen aus. (APA)