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"Bürgermeister gibt es viele, Fritz Böhm nur einen" – Selbstzweifel plagten ihn nie, jetzt sind die Tage der großen Sprüche aber gezählt. Im Herbst dankt Österreichs bekannteste Kommunal-Glatze ab.

Foto: AP/ RUBRA
Es sei kein Rücktritt, sondern eine Übergabe, relativiert Paschings Bürgermeister Fritz Böhm im Gespräch mit Markus Rohrhofer seinen Abgang.

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Standard: Der stets Kritik resistente Ortskaiser geht in die Knie. Warum der plötzliche Rücktritt?
Böhm: Ich gehe überhaupt nicht in die Knie. SPÖ-Frak-_tionschef Peter Mair war immer der von mir angedachte Nachfolger, und er hat sich jetzt bereit erklärt, den Job zu übernehmen. Da war es für mich klar, das Feld zu räumen.

Standard: Schwer zu glauben, dass Sie jetzt gehen, nur weil Genosse Mair plötzlich will.
Böhm: Ist aber so. Außerdem trete ich nicht zurück, sondern es kommt lediglich zu einer Übergabe.

Standard: Ist Ihnen letztlich nicht der Druck des Gemeinderates, des Landes und der Justiz zu groß geworden?
Böhm: Überhaupt nicht. Es war der Wunsch meiner Fraktion. Und die sind die Einzigen, denen ich verpflichtet bin und sicher nicht dem Land Oberösterreich.

Standard: Wie groß ist die Enttäuschung, wenn selbst die eigenen Parteifreunde Sie bitten zu gehen?
Böhm: Es gibt keine Enttäuschung. Meine Partei will einfach wieder arbeiten. Und das war durch bewusste Intrigen der anderen Fraktionen gegen mich nicht mehr möglich. Dazu kamen noch Personen in den eigenen Reihen, wie etwa die SPÖ-Vizebürgermeister Werner Ebenbichler und Max Pieringer, die plötzlich mit der ÖVP gekuschelt haben.

Standard: Dennoch wird an Ihrem Rückzug gezweifelt. Besteht die Möglichkeit, dass Sie doch im Amt bleiben?
Böhm: Nein. Es ist bereits alles so weit auf Schiene. Die offizielle Übergabe ist für den Herbst geplant. Früher geht nicht, da wir sonst unter der Vier-Jahres-Frist liegen würden und laut Gemeinderecht Neuwahlen bräuchten. Ideal wäre natürlich, Mair würde mich bereits jetzt vertreten.

Standard: Kann er als Gemeindevorstand aber nicht, oder?
Böhm: Stimmt. Deshalb laufen jetzt auch Gespräche innerhalb der Fraktion, dass Peter Mair erster Vizebürgermeister wird. Dazu müsste Ebenbichler sein Amt zurücklegen, und der sträubt sich natürlich.

Standard: Ihre Bilanz über Ihre Amtszeit seit 1989?
Böhm: Ich habe alles richtig gemacht, und Pasching steht heute gut da. Da gibt es nichts, was ich mir vorwerfen könnte.

Standard: Eine rechtskräftige Verurteilung wegen Untreue und schweren Betrugs ist aber durchaus ungewöhnlich, oder?
Böhm: In dieser Sache ist der Verwaltungsgerichtshof am Zug. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Standard: Kratzen solche Gesetzeskonflikte nicht empfindlich am Denkmal Fritz Böhm?
Böhm: Denkmälern scheißen doch nur die Tauben auf den Kopf, deswegen möchte ich auch kein Denkmal sein. AufEhrungen kann ich sowieso verzichten. Bürgermeister- sein hat Spaß gemacht, jetzt freue ich mich aber auf die Zukunft. Gott sei Dank muss ich künftig nicht mehr zu jedem Plutzer freundlich sein.

Standard: Was wird die Zukunft bringen? Böhm: Spaß. Ich habe mir ein Motorrad gekauft und verhandle gerade wegen dem neuen Porsche Turbo. Parallel dazu gibt es einige interessante Angebote aus der Privatwirtschaft. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD Printausgabe 8.2.2007)