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Foto: AP/Matthias Rietschel
Wien - Der Arbeitsmarkt der Zukunft wird von den Mittvierzigern beherrscht werden. 2030 werden sie den Großteil der Beschäftigten stellen. Österreichs Unternehmen haben bisher aber noch wenige Strategien in die Wege geleitet, um ihre Betriebe an die "Älteren" anzupassen. Erst 13 Prozent haben einer aktuellen sozialwissenschaftlichen Studie zufolge Maßnahmen gesetzt. Am häufigsten wird auf Programme vom Arbeitsmarktservice (AMS) zurückgegriffen beziehungsweise der Bonus bei der Sozialversicherung eingeholt. Als dritte Strategie steht die Teilzeit am Tapet.

Nicht vorgesehen

"Ältere sind in Unternehmenskonzepten nicht vorgesehen", sagte der Politikwissenschafter Emmerich Talos bei der Vorstellung der Studie in Wien. Die große Mehrheit der Unternehmen, nämlich 86 Prozent, verfolgt bisher keine Strategien um Ältere in den Betrieb zu integrieren beziehungsweise attraktiv zu machen. 56 Prozent der befragten Betriebe stellten einen Mangel an Arbeitsplätzen für über 50-Jährige fest.

Strategien

Für die Befragten in den Unternehmen standen geringere Sozialangaben an erster Stelle der politischen Regelungen für die Beschäftigung von über 50-Jährigen (79 Prozent). An zweiter Stelle folgte die Teilzeitbeschäftigung (76 Prozent), noch vor der Streichung der Lohnnebenkosten für Ältere (73 Prozent).

"Der Markt ist von seiner Erwartung her immer noch sehr auf Jugend ausgerichtet", so auch der Vorsitzende des "Zukunftsforum Österreich", Hannes Bauer. Dies obwohl die demographischen Prognosen davon ausgehen, dass ein Rückgang bei den Jüngeren zu erwarten ist, die auf den Arbeitsmarkt drängen. Gleichzeitig wird auch die Beschäftigungsquote innerhalb der EU sinken.

Aufholbedarf

Aus der Studie geht hervor, dass die heimischen Betriebe noch wenig bis keine Schritte gesetzt haben, um diesen demographischen Wandel bewältigen zu können, der in den nächsten Jahren auf Europa zurollt. Österreichs Unternehmen hätten noch keine altersgerechte Personal- und Arbeitspolitik entwickelt, heißt es dort.

Von der Erreichung der Lissabon-Ziele der Europäischen Union - bis 2010 die Erwerbsquote der Älteren ab 55 Jahre auf 50 Prozent zu steigern - ist man noch meilenweit entfernt. Im Jahr 2005 hat die OECD Österreich eine Beschäftigtenquote bei den 55 bis 64-Jährigen von 28,7 Prozent bescheinigt.

Politik und Wirtschaft gefordert

Die Steigerungsraten bei der Beschäftigung der über 55-Jährigen liege im Schnitt in Österreich bei rund 1,5 Prozent jährlich. Zwar liege die Beschäftigungsquote der 55- bis 60-Jährigen derzeit bei knapp unter 50 Prozent, ab 60 Jahren nehme diese aber rapide ab, so Talos. Hier seien sowohl die Politik als auch die Betriebe beträchtlich gefordert. Für die Unternehmen müssen Anreize für die Beschäftigung Älterer geschaffen werden.

Beispiele

Modelle wie die Absenkung der Schichtarbeitszeit von 37 auf 34 Wochenstunden seien nur eine Variante auf betrieblicher Ebene, so der Politikwissenschafter. Dies geschehe etwa bei Agro Linz oder BMW Steyr. Ein weiteres Beispiel sei, nur ältere Arbeitnehmer einzustellen, wie es die Lebensmittelkette Adeg in zwei Geschäften praktiziert.

Aus- und Weiterbildung

Wesentliches Element müsse aber die Aus- und Weiterbildung Älterer spielen. "Wenn die 40-Jährigen aus der Fachausbildung rausgenommen werden, sind sie mit 50 sicher arbeitslos", warnte Bauer. Er plädierte auch für die Forcierung von Bildungskarenzen. Längerfristig müsse aber über neue Steuerungs- bzw. Besteuerungsmodelle nachgedacht werden. Ein Kombilohnmodell könne hier nur eine kurzfristige Lösung bieten.

Rund 700 österreichische Unternehmen wurden im Herbst 2006 für die Studie hinsichtlich ihrer Strategien und Haltungen über die so genannte "Ageing Society" befragt. 80 Prozent der befragten Betriebe sind nur in Österreich tätig, 20 Prozent auch international. (APA)