Chaim Soutines "L'Homme au Foular Rouge" wechselte entgegen der erwarteten fünf für 8,75 Millionen Pfund den Besitzer.

Foto:Sotheby's

London - Während das Hammersausen bei Christie's zu Redaktionsschluss noch im Gange war, darf sich Sotheby's bereits über einen Rekordumsatz freuen. Schon bei den renommierten Evening Sales am 5. Februar bei Sotheby's und 6. Februar bei Christie's purzelten die Millionenzuschläge und realisierten die Experten der führenden Auktionshäuser den einen oder anderen ersehnten Rekord.

Zum Auftakt trennte sich Sotheby's von 75 der angebotenen 98 Positionen, wovon man allein 47 jenseits der Ein-Million-Dollar-Grenze weiterreichte. Den höchsten Zuschlag notierte man in der Bond Street für Chaim Soutines L'Homme au Foulard Rouge von 1921 - weit über den angesetzten Taxen für den Auktionsrekord von 17,2 Millionen Dollar.

Die bisherige Höchstmarke erzielte Christie's im Februar 2006 (Le boeuf écorché, 13,77 Millionen Dollar), womit man gleichzeitig die bislang erfolgreichste Impressionisten-Saison des Marktes eröffnet hatte. An die zweite Stelle hievte ein anonymer Bieter bei Sotheby's aktuell Pierre-Auguste Renoirs Les Deux Soeurs für das seitens des Auktionshauses garantierte Limit von 13,46 Millionen Dollar (siehe der Standard, 1. Februar 2007).

Insgesamt bilanzierte Sotheby's am ersten Abend bei 186,5 Millionen Dollar und stockte das Spartenergebnis anderntags mit dem zugehörigen Day Sale (34,98 Millionen Dollar) und den Arbeiten auf Papier (16 Millionen Dollar) auf stolze 224,21 Millionen Dollar und damit das beste Spartenresultat auf dem europäischen Kontinent auf.

Christie's stand der Kollegenschaft nur unwesentlich nach und verteilte am Abend des 6. Februar 101 von 126 angebotenen Kunstwerken für ein Total von 175,87 Millionen Dollar und damit fürs beste Einzelresultat des Hauses in Europa.

Schiele fällt durch

Die Liste der zehn höchsten Zuschläge - neun davon wurden von europäischen Bietern bewilligt - führt hier Fernand Léger, dessen Les maisons dans les arbres von 1914 für 12,33 Millionen Dollar nun in europäischem Privatbesitz glänzen darf. Amedeo Modiglianis erstmals in einer öffentlichen Auktion angebotenes Porträt Homme au chapeau von 1915 verließ für den Preis von 7,72 Millionen Dollar als einziges Top-Ten-Lot die europäische Region, allerdings nicht in die USA, sondern nach nach Asien.

Im direkten Vergleich zum Vorjahr konnte man den Umsatz jedenfalls deutlich erhöhen, als es 75 Kunstwerke auf etwas mehr als 108 Millionen Dollar brachten. Nach den gigantischen Herbstergebnissen für deutsche und österreichische Kunst in New York lief es für diese Sparte aktuell etwas dünn.

In beiden Häusern schaffte es nur je ein Kunstwerk dieser Kategorie unter die Top Ten: Bei Sotheby's Wassily Kandinsky's Weilheim - Marienplatz (4,88 Millionen Dollar sowie bei Christie's Egon Schieles Selbstbildnis mit gespreizten Fingern von 1909 (8,82 Millionen Dollar). Drei seit Montag in London angebotene Schiele-Arbeiten fielen durch.

Auch für Ronald S. Lauder, dem wohl eifrigsten offiziellen Einkäufer des Jahres 2006, verlief der Anfang dieser Woche eher enttäuschend. Vergeblich hatte er sich von Egon Schieles auf fünf bis sieben Millionen Pfund taxiertes Ölbild Prozession von 1911 zu trennen versucht. Laut einem Interview mit Bloomberg natürlich, um weitere Einkäufe zu tätigen.

Allerdings steht der Mitbegründer der Neuen Galerie New York Gustav Klimts "Goldener Adele" sei Dank - Christie's hatte Teile des Deals finanziert - wohl auch noch in der Kreide. (Olga Kronsteiner / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.2.2007)