Geschlechterpolitik
Eine Frage der politischen Verantwortung
Vorarlberger Frauenrat: Außerfamiliäre Betreuung von Kindern- und Erwerbstätigkeit von Müttern unerwünscht
Über die Frage des
Bedarfes von Kinderbetreuungseinrichtungen (für unter 3-jährigen und SchülerInnen)
muss in Vorarlberg nicht mehr diskutiert werden.
Immer noch wird die Thematik "Kinderbetreuung" isoliert von
Geschlechtsrollenzuschreibungen und der Gesellschaftsentwicklung diskutiert. Dies ist für
uns deshalb inakzeptabel, weil der vielgepriesene Fortschritt nicht möglich
ist, wenn im Bereich Familie alles beim alten bleibt, so die Sprecherinnen des Vorarlberger Frauenrats, Martina Eisendle
und Helga Sofia. Familienfreundlich gleich Frauenfreundlich?
Familienpolitik wird wieder als Frauenpolitik verkauft, indem
familienfreundliche Betriebe als frauenfreundlich bezeichnet und
Teilzeitarbeitsplätze hauptsächlich in frauendominierten Berufssparten angeboten werden. Eine
Familie zu haben ist für Männer nach wie vor karrierefördernd, für Frauen
dagen karrierehemmend, denn kinderbetreuende Mütter sind auch stützende,
pflegende, putzende "Männerbetreuerinnen", analysieren die Sprecherinnen den herrschenden Zustand.
"Mädchen brauen keine Berufsausbildung, sie heiraten eh", ist eine immer
noch zu oft gehörte Redewendung
Im Interesse einer gerechten Aufteilung von bezahlter und unbezahlter
Arbeit stellt sich dem Frauenrat beim Thema Kinderbetreuung primär die Frage:
Welche Vorraussetzungen müssen gegeben sein, daß sich Männer im selben Maße wie
Frauen an der Familienarbeit, d.H. an Pflege- und Hausarbeit beteiligen?
Die momentane Handhabung in Vorarlberg (Kindergartengesetz,
Finanzierung)ist von folgender "Botschaft" geprägt: Die außerfamiliäre Betreuung von
Kindern- und damit auch die Erwerbstätigkeit von Müttern gilt als
gesellschaftlich unerwünscht.
Diese politischen Entscheidungen "hinken" der gesellschaftlichen
Entwicklung entschieden nach, wie sich bei einer Podiumsdiskussion am Dienstag zeigte. (red)