Die Pläne, die Salzach in der Stadt Salzburg aufzustauen, stoßen auf viel Zustimmung. Proteste kommen von den Anrainern. Sie fürchten Lärm, Überschwemmungen und Nebelbildung. Salzburg – Ein Salzachkraftwerk im Stadtgebiet von Salzburg – mit diesem ehrgeizigen Projekt ging der regionale Energieversorger Salzburg AG vor einigen Monaten in die Öffentlichkeit. Inzwischen läuft die Planungsphase für das Kraftwerk im Norden der Stadt zwischen den Stadtteilen Lehen, Liefering und Itzling. Dieses könnte Strom für rund 25.000 Haushalte liefern und entspricht damit etwa der jährlichen Steigerung des Stromverbrauches im Land Salzburg. Mitte Februar soll der Architektenwettbewerb abgeschlossen sein.

Neben der Energieproduktion ist das Wehr auch als "Stützkraftwerk" konzipiert. Es soll helfen, die völlig ausgewaschene Flusssohle zu stabilisieren. Alternativvarianten zur Sanierung der durch die erhöhte Fließgeschwindigkeit vom Durchbrechen bedrohten Flusssohle würden der Stadt nach ersten Schätzungen etwa 20 Millionen Euro kosten. Nicht zuletzt deshalb stoßen die Pläne bei der Stadtpolitik auf Wohlwollen. Vorausgesetzt das wasser- und naturrechtliche Verfahren wird positiv abgeschlossen, könnte noch heuer Baubeginn sein. 2010 soll das Kraftwerk ans Netz gehen.

Widerstand angekündigt

Bei der Präsentation des Projektes mit einem Investitionsvolumen von etwa 65 Millionen Euro im August vergangenen Jahres war der Sprecher der Salzburg AG, Sigi Kämmerer, im STANDARD-Gespräch noch zuversichtlich, dass die Wehranlage ohne größere Widerstände gebaut werden könne. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt: Die unmittelbaren Anrainer in dem dicht besiedelten Gebiet haben Widerstand angekündigt.

Ihr Sorgenkatalog ist lang. So befürchtet der Anrainerbeirat beispielsweise eine massive Lärmbelästigung durch die über dreijährige Bautätigkeit und ist das Kraftwerk einmal fertig, einen erhöhten Lärmpegel durch das Wasserrauschen. Die Anrainer warnen auch vor einem veränderten Mikroklima durch die vermehrte Nebelbildung am stehenden Gewässer. Der Staubereich würde immerhin bis über die Lehener Brücke hinausreichen. Und man befürchtet eine Erhöhung des Grundwasserspiegels: Dies könnte trotz geplanter Spundwände und Drainagen auch bei normaler Wasserführung zu Überschwemmungen führen. Misstrauisch sind die Anrainer nicht zuletzt auch wegen der Dimensionierung des Kraftwerkes. Die Leistung sei so dimensioniert worden, dass man gerade noch ohne Umweltverträglichkeitsprüfung auskomme, lautet der Vorwurf. Der Anrainerbeirat verkomme so zum "Alibi-Beirat". Um sich den Vorwürfen zu stellen, haben Stadt und Salzburg AG für kommende Woche zu einem Informationsabend eingeladen. (Thomas Neuhold, DER STANDARD - Printausgabe, 9. Februar 2007)