Im Unterschied zu vor 20 Jahren wird heute in Wien darüber gestritten, ob das Pflaster in der Kärntner Straße stöckelschuhtauglich ist. Die allgemeine Zufriedenheit mit Wien bringt es aber irgendwie mit sich, dass gewisse Dinge dann doch durchgehen, obwohl sie nicht durchgehen dürften. Auf dem Wiener Wahrzeichen Kahlenberg ist jetzt z. B. ein Hotel entstanden, wo man zweimal hinschauen muss - um es glauben zu können.
Hans Rauscher
Auf dem Kahlenberg
Was so alles durchgehen kann in Wien
Weil in diesen Tagen Alfred Worm gewürdigt wurde, der große Aufdecker vor allem Wiener Skandale und da wieder vor allem Wiener SP-Skandale: Wien ist eine gut verwaltete Stadt. Der AKH-Bau, bei dem es Schmiergeldzahlungen gab, ist zwar in zwanzig Jahren nicht schöner oder auch besonders funktioneller geworden, aber er bietet Spitzenmedizin, und das wirklich für alle - wie die allermeisten Wiener Gemeindespitäler auch. Sollte auch einmal gesagt werden.
Solche Wabenklötze hat man vor 30 Jahren gebaut. In der Volksrepublik Bulgarien. Das klescht in die Gegend, das dominiert die Wienerwaldlandschaft derart, dass man sich fragt, wie so etwas an diesem Platz durchgehen konnte. Offenbar nur in der allgemeinen "Wien is eh klass"-Stimmung. (Hans Rauscher/DER STANDARD, Printausgabe, 9. Februar 2007)