Peking - Bei den Sechser-Gesprächen über das nordkoreanische Atomprogramm hat China ein Kompromissangebot vorgelegt. Demnach soll Pjöngjang innerhalb von zwei Monaten die Aktivitäten in seinen wichtigsten Atomananlagen stoppen, berichteten die asiatischen Medien am Freitag. Im Gegenzug solle Nordkorea mit anderen Energiequellen versorgt werden. Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap meldete unter Berufung auf mehrere Quellen, dass der Entwurf unter anderem den Atomreaktor Yongbyon und ein Labor für Radiochemie betreffe.

Der Vorschlag über erste Schritte beider Seiten biete eine gute Grundlage für weitere Verhandlungen, sagte der südkoreanische Unterhändler Chun Yung Woo. Er äußerte sich am Freitag zu Beginn des zweiten Tags der Gespräche, an denen neben Nord- und Südkorea und dem Gastgeber China auch die USA, Japan und Russland teilnehmen.

Tempo erhöhen

Der US-Unterhändler Christopher Hill sagte, der chinesische Vorschlag garantiere noch keine Fortschritte bei den Verhandlungen. Dennoch müsse sich das Tempo erhöhen. Die Delegierten aus China, Russland, Japan, Südkorea, den Vereinigten Staaten und Nordkorea waren am Donnerstag in Peking zusammengekommen. Die Sechser-Gespräche waren zuletzt im Dezember nach gut einjähriger Unterbrechung wieder aufgenommen, aber nach fünf Verhandlungstagen ohne Ergebnis wieder vertagt worden.

In dem Entwurf seien keine Details genannt, hieß es in dem Yonhap-Bericht. Wahrscheinlich würden fünf Arbeitsgruppen eingerichtet, um weitere Einzelheiten zu erarbeiten. Eine der Arbeitsgruppen solle sich auch mit der Normalisierung der Beziehungen zwischen den USA und Nordkorea befassen.

Im September 2005 hatten sich die Gesprächsteilnehmer auf ein Abkommen geeinigt, in dem Nordkorea zusagte, sein Atomprogramm aufzugeben. Im Gegenzug wollten die USA dem Land Sicherheitsgarantien geben, wirtschaftliche Hilfe leisten und sich um bessere Beziehungen mit der kommunistischen Führung in Pjöngjang bemühen. Zwei Monate später stieg Nordkorea aus dem Abkommen aus, weil es von den USA verhängte Strafen für Geldwäscheaktivitäten für unverhältnismäßig hielt. Im Oktober vergangenen Jahres führte Nordkorea nach eigenen Angaben erstmals einen Atomwaffentest aus, um seine Atommacht unter Beweis zu stellen. Die Vereinten Nationen verhängten daraufhin Strafen gegen das Land, das von der Außenwelt weitgehend abgeschnitten ist. (APA/AP)