Virtualisiert
Guild Wars in einer virtuellen Windows XP-Maschine auf einem Linux-Host

Screenshot: Andreas Proschofsky
Ein auf Youtube aufgetauchtes Video sorgt derzeit für einiges Aufsehen in der Online-Community. Der Grund: Auf dem Video ist zu sehen, wie eine Reihe von Windows-Spielen und Grafik-Benchmarks unter Mac OS X laufen.

Fusion

Dafür verantwortlich zeichnet eine bislang noch nicht veröffentlichte neue Beta-Version von VMWare Fusion für Mac-Rechner. Bisher war es unter den verschiedenen Virtualisierungslösungen nicht möglich hardwarebeschleunigte 3D-Grafik darzustellen. Dies reicht zwar für "normale" Desktop-Anwendungen meist aus, geht es aber um Spiele oder auch um neuere grafische Interfaces von Windows Vista oder Linux, müssen die diversen Angebote bisher passen.

Support

Der für Fusion zuständige Regis Duchesne hat mittlerweile die Echtheit des Videos in seinem Weblog bestätigt. Man arbeite bereits seit einiger Zeit an 3D-Support für virtuelle Maschinen, so gibt es bereits seit der VMWare Workstation 5.0 eine "versteckte" Möglichkeit die 3D-Unterstützung zu aktivieren. Erst mit dem kommenden VMWare Fusion und der auf der gleichen Codebasis aufsetzenden VMWare Workstation 6 wird das ganze aber nun offiziell unterstützt.

DirectX

Dass die im Video gezeigten Spiele und Benchmarks nicht mehr ganz aktuell sind, hat einen einfachen Grund: Derzeit beschränkt sich die Unterstützung auf DirectX 8.1. Für die Zukunft ist aber geplant zumindest auch DirectX 9 zu unterstützen, da dies für Aero von Windows Vista notwendig ist.

Test

Bleibt abzuwarten, wie nah die Performance einer solchen Lösung an die native Spieleleistung eines Rechners herankommen wird. In einem kurzen Test der WebStandard-Redaktion zeigt sich, dass hier noch einiges an Verbesserungsbedarf herrscht. So gibt es bei der öffentlichen Beta von VMWare Workstation 6 noch einige Rendering-Probleme beim Ausführen von Guild Wars in einer virtuellen Maschine.Die Framerate ist derzeit ebenfalls noch wesentlich niedriger als beim Spielen unter einem Original-Windows (oder auch mittels des Windows-API-Nachbaus Wine). Immerhin sind hier über die letzten Versionen deutliche Fortschritte zu erkennen, so sind sowohl Rendering als auch Speed im Vergleich zur VMWare Workstation 5.5 spürbar verbessert worden (so man es denn einmal schafft, die Debug-Messages der VMWare-Beta abzudrehen).

Theorie

Bisher war die einzige Möglichkeit Windows-Spiele unter Linux und Mac OS X auszuführen über Wine - oder die davon abgeleiteten kommerziellen Produkte wie Crossover oder Cedega - gegeben. Diese Lösung hat zwar den Vorteil ressourcenschonender zu sein - immerhin verbrauchen zwei volle Betriebssystem auch deutlich mehr Speicher - ist aber auch schwerer zu bewerkstelligen, da die Windows-APIs einzeln nachgebildet werden müssen. Entsprechend sollte die Spiele-Kompatibilität in einer virtuellen Maschine zumindest theoretisch höher sein.

Timing

Das Video kommt zu einem für VMWare nicht ganz ungünstigen Zeitpunkt: Die große Konkurrenz im Virtualisierungsbereich unter Mac OS X - der Parallels Desktop - soll in den nächsten Tagen seine erste stabile Release erleben - allerdings ohne 3D-Support. Eine Demonstration entsprechender Möglichkeiten könnte wohl so manche UserInnen zu einem Abwarten auf VMWare Fusion veranlassen.

Ausblick

Doch auch bei Parallels steht der 3D-Support bereits fix auf der Roadmap: Laut Firmensprecher Benjamin Rudolph soll eine entsprechende Lösung mit der folgenden Release des Parallels Desktop kommen. Eine erste Beta wird für das zweite Quartal 2007 anvisiert. (Andreas Proschofsky)