Wien - Im Sozialministerium will man beim Thema 24-Stunden-Pflege zu Hause die Ergebnisse der geplanten Arbeitsgruppe abwarten. Nur im Gespräch mit Ländern, Sozialpartnern und Gemeinden könne man ein "vernünftiges Modell" erarbeiten, sagte am Freitag die Sprecherin von Sozialminister Erwin Buchinger (S) gegenüber der APA. Dieser hatte am Vortag in der "ZiB2" ein Modell angedacht, bei welchem die Betroffenen - ähnlich wie derzeit bei den stationären Pflegeplätzen - Unterstützung von Ländern und Gemeinden erhalten sollen.

Eine stationäre Betreuung von der Pflegestufe fünf an aufwärts koste ungefähr 2.500 bis 3.500 Euro, zahlen müssten die Betroffenen dies aber nicht, sagte Buchinger in der "ZiB2". Ein solches Modell sollte auch für die Pflege zu Hause entwickelt werden. Wie dies genau aussehen könnte, steht noch nicht fest, zunächst sollen die Ergebnisse der geplanten Arbeitsgruppe abgewartet werden, sagte am Freitag die Sprecherin des Ministers gegenüber der APA.

Zeitlicher Rahmen

Auf die Frage nach dem zeitlichen Rahmen verwies die Sprecherin Buchingers auf das bereits vereinbarte Datum Mitte bis Ende Februar, bis dahin soll die Arbeitsgruppe eingesetzt sein. Vorgespräche seien am Laufen, der offizielle Startschuss soll in einer gemeinsamen Einladung mit dem Wirtschaftsministerium erfolgen. Der Auftrag an die Arbeitsgruppe laute, ein legales, qualitativ hochwertiges und finanzierbares Modell zu entwickeln, sagte die Minister-Sprecherin. "Deadline" sei bekanntlich Ende Juni, wenn die so genannte "Amnestie-Regelung" für Pflege und Betreuung ausläuft.

Über das "Vorpreschen" von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (V), der sein arbeitsrechtliches Modell bereits vorgestellt hat, ist man im Sozialministerium wenig erfreut. Die Präsentation von Teillösungen mache keinen Sinn, sagte Buchinger in der "ZiB2". Dies bewirke lediglich eine Beunruhigung der Menschen, dringen nötig sei aber eine "Lösung des Gesamtproblems".

70.000 Pflegebedürftige in Heimen untergebracht

Gut 70.000 Pflegebedürftige sind derzeit in Alten- und Pflegeheimen untergebracht. Waren es 1991 noch 49.519, stieg diese Zahl 2001 auf 55.243 und erhöhte sich nach Angaben des ÖSG (Österreichischer Strukturplan Gesundheit) im Jahr 2004 auf 68.461. Derzeit dürften es deutlich mehr als 70.000 sein. Damit stieg seit 1991 die Zahl der in Heimen untergebrachten Pflegebedürftigen um rund 40 Prozent.

Die Zahl der zu Pflegenden wird auf rund 550.000 insgesamt geschätzt. Laut Sozialministerium werden mehr als 80 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause betreut. Sozialminister Buchinger hatte zuletzt angeregt, finanzielle Unterstützung von Ländern und Gemeinden nicht nur bei der stationären Betreuung von Pflegebedürftigen zu geben, sondern auch für die Pflege zu Hause. Die Kosten seien in beiden Fällen etwa gleich hoch, nur müssten bei der stationären Betreuung die Menschen diese 2.500 bis 3.500 Euro monatlich nicht bezahlen. (APA)