Brüssel - Die EU will afrikanischen Einwanderern erstmals durch Job-Zentren in der Region legale Arbeitsmöglichkeiten in der Union verschaffen und damit die illegale Migration durch Schlepper und Todesfahrten besser bekämpfen. Die EU-Kommission, Frankreich und Spanien haben sich mit dem westafrikanischen Staat Mali auf eine Vereinbarung über ein derartiges Pilotprojekt geeinigt, sagte Kommissionssprecher Amadeu Altafaj-Tardio am Freitag in Brüssel. Der Vorschlag war erstmals beim EU-Gipfel im Dezember 2006 besprochen worden (derStandard.at berichtete ).

Saisonnier-Jobs

Demnach sollen Arbeitskräften in Mali noch 2007 Saisonnier-Jobs in bestimmten Dienstleistungssparten und in der Landwirtschaft in Frankreich und in Spanien angeboten werden. Das Angebot von Arbeitsplätzen bleibe Sache der Mitgliedstaaten und sei auch noch offen, sagte der Sprecher. Den afrikanischen Bewerbern sollen neben Sprachkursen auch eine fachliche Ausbildung und Rückkehr-Möglichkeiten durch Mikrokredite geboten werden. Sie erhalten an Ort und Stelle außerdem einen Arbeitsvertrag und ein befristetes Visum. Die EU-Kommission hofft, dass weitere EU-Staaten sich dem Pilotprojekt anschließen.

Erstmals verfolge die EU damit einen anderen und "humanen Ansatz" im Kampf gegen die massenhafte illegale Zuwanderung aus Westafrika, sagte der Sprecher. Mali sei ein besonders wichtiges Ursprungsland illegaler Migration, 27 Prozent der Bevölkerung lebt demnach im Ausland. Ziel der Initiative sei letztlich der Aufbau eines Netzwerkes gegen die illegale Migration, weitere Projekte könnten im Senegal folgen.

"Sie werden in jedem Fall kommen"

Auf Fragen, ob dies nicht im Widerspruch zu den Arbeitsbeschränkungen für die neuen osteuropäischen EU-Staaten in vielen Ländern der Union stehe, erklärte der Sprecher, die EU müsse die Realitäten der massiven Zuwanderung aus Afrika zur Kenntnis nehmen. "Es gibt Leute, die bereit sind, dafür ihr Leben zu riskieren", sagte Altafaj-Tardio. "Sie werden in jedem Fall kommen." Die EU müsse mittel- und langfristig über Alternativen nachdenken.

Ihren ersten Gesetzesvorschlag für die legale Zuwanderung will die Brüsseler Behörde im September vorlegen. Dabei geht es um eine Richtlinie für die Zuwanderung von Facharbeitern. Die EU-Kommission strebt dabei gemeinsame Kriterien und eine Datenbank für hoch qualifizierte Arbeitskräfte aus Drittstaaten an. Konkret plant die EU-Behörde die Einführung einer Art "Greencard" für die Union. Die Festsetzung von Quoten für den Arbeitsmarkt soll aber weiter in der nationalen Kompetenz bleiben. (APA)