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Bobby, Kieberer, Polente. Bei der EM 2008 wird die Polizei international vertreten sein.

Foto: REUTERS/Fabrizio Bensch
Wien - "Machen Se keene Fisimatenten!" Fußballfans, die sich nicht zu benehmen wissen, werden es bei der Europameisterschaft 2008 in Österreich auch mit der "Polente" zu tun bekommen. Die heimische "Heh", wie die Polizei auf gut Wienerisch auch genannt wird, erhält "mehrere Hundertschaften" an uniformierter Verstärkung aus Deutschland. Dafür werden die Beamten aus dem Nachbarland sogar mit österreichischer Hoheitsbefugnis ausgestattet, kündigte Innenminister Günther Platter (VP) am Freitag an.

Mit den jüngsten, tödlichen Hooligan-Ausschreitungen in Italien habe die Maßnahme nichts zu tun, betonte Platter. Der Einsatz deutscher Polizisten sei gemäß bilateraler Abkommen längst eingeplant. Vice versa hat es schon im Vorjahr bei der Fußball-WM in Deutschland funktioniert, als österreichische Beamte 37 Hooligans festgenommen und weitere 67 angezeigt hatten.

Nicht nur deutsche Uniformen sollen die Austragungsorte Wien, Salzburg, Klagenfurt und Innsbruck bevölkern. Jedes Teilnehmerland darf polizeiliche Abordnungen schicken, damit ausländische Fans auch ihrer Muttersprache mächtige Auskunftgeber finden. Amtshandeln, also auch Verweise oder Festnahmen aussprechen, dürfen aber nur die Deutschen, die dafür das hiesige Sicherheitspolizeigesetz büffeln müssen.

Schnellrichter

Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in Österreich beispielsweise keine gesetzliche Grundlage für spontane Massenfestnahmen. Über den Einsatz von mobilen "Schnellrichtern", die Randalierer möglichst rasch zur Verantwortung ziehen könnten, werde derzeit noch mit dem Justizministerium verhandelt, sagte Platter.

In Österreich würden alle 27.000 Polizisten eingesetzt, um die Euro 2008 "sicher, friedlich und freundlich" über die Bühne zu bringen. Für die Dauer des Turniers herrsche eine generelle Urlaubssperre im Innenressort, sagte General Franz Lang, der Vizedirektor für die öffentliche Sicherheit.

Das gemeinsam mit dem Schweizer EM-Partner erstellte Sicherheitskonzept sieht keine dauernde Aufhebung der Schengener Reisefreiheit vor. Scharfe Kontrollen an den Grenzen soll es nur jeweils vor und nach den Matches geben. Wer auf der internationalen Hooligan-Liste steht, braucht erst gar nicht versuchen, zu einem Spiel anzureisen.

Zu den Kosten für den Polizeieinsatz während der sportlichen Großveranstaltung wollte sich der Innenminister nicht äußern. Die Regierung stecke gerade mitten in Budgetverhandlungen, bat Platter um Geduld. Fest steht: Der zu erwartende Mehraufwand wird den Staatshaushalt schwer belasten. 2005, im ersten Jahr mit reformierter Exekutive und neuen Dienstzeiten, fielen rund 150 Millionen Euro allein für Überstunden an - ohne Fußball-EM. (DER STANDARD, Printausgabe, Samstag, 10. Februar 2007, Michael Simoner)