Bayerns Hauptstadt hat sich am Freitag für ihre 43. Sicherheitskonferenz gerüstet - im wahrsten Wortsinn. Zum alljährlichen Großereignis in dem von Polizei und Bundeswehr weiträumig abgeriegelten "Bayerischen Hof" werden auch heuer wieder massenhaft illustre Gäste erwartet: So haben sich neben der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer der russische Präsident Wladimir Putin und US-Neo-Verteidigungsminister Robert Gates für das Treffen im luxuriösen Ambiente am Promenadeplatz angesagt.

Während Putin am Samstag über "Russlands Rolle in der Weltpolitik" reflektiert, gibt Gates, der Nachfolger des glücklosen Donald Rumsfeld, seinen Münchner Einstand am Sonntag mit einem Referat zur Zukunft der transatlantischen Beziehungen. Mit in der Rednergruppe, die sich diesem großen Thema zuwendet, ist der ebenfalls erst seit kurzem amtierende tschechische Außenminister Karl Schwarzenberg sowie sein deutscher Amtskollege Frank-Walter Steinmeier.

An Rede- und Debattenthemen herrscht somit ebenso wenig Mangel wie an zivilen und militärischen Sicherheitspraktikern und -theoretikern, die sich, vom kolumbianischen Verteidigungsminister Juan Manuel Santos bis hin zu Dr. Klaus Olshausen, dem Präsidenten der Clausewitz-Gesellschaft zu Meckenheim, gleich in mehreren Hundertschaften in München eingefunden haben.

Die Dinner-Rede am Freitag mit dem hoffnungsfrohen Titel "Frieden im Nahen Osten" war Israels Außen- und Justizministerin Tzipi Livni zugedacht; Außenministerin Ursula Plassnik teilt sich mit SPD-Chef Kurt Beck und dem ukrainischen Präsidenten Viktor Juschtschenko das Thema "50. Jahrestag der Europäischen Union". Mit Bedauern wurde die Absage von Ali Larijani vermerkt, der angeblich krankheitshalber nicht nach München kommen kann. Der iranische Atom-Unterhändler wäre wohl wie wenig andere berufen gewesen, über "Sicherheit im Mittleren Osten" zu sprechen.

Fraglich ist, ob Russen und Amerikaner einander heuer gleich freundlich begegnen werden wie in den Jahren 2001 bis 2003, als man sich unter dem Titel der Terrorbekämpfung aneinandergekuschelt hatte. Kurz vor dem Gipfel kam es jedenfalls zu einem heftigen publizistischen Scharmützel in der Süddeutschen Zeitung. Verteidigungsminister Sergej Iwanow schalt die Stationierung von US-Abwehrraketen an der russischen Grenze als "unfreundlichen Akt", der Russland zur Aufrüstung zwinge, US-Senator John McCain ging dagegen scharf mit dem "autoritären Stil und imperialen Bestrebungen Moskaus" ins Gericht. (Christoph Winder aus München/DER STANDARD, Printausgabe, 10./11.2.2007)