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Der Rubel ist im deutschen Internetbusiness so richtig ins Rollen gekommen. Während die Branche zu Beginn des 21. Jahrhunderts von der geplatzten IT-Blase stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, befindet sie sich mittlerweile wieder in vollster Blüte. "Das Internet ist reif geworden und die Marktbedingungen sind günstig", begründet Martin Weber, Geschäftsführer von Holtzbrinck Ventures, den Boom, der nach den USA nun auch Deutschland spürbar erfasst hat. Zu spüren bekommen haben den zweiten Internetboom vor allem die klassischen Medienhäuser. Um gegen die sinkenden Marktanteile und Werbeinnahmen in den klassischen Medien anzukämpfen, treten Medien-Tycoone die Flucht nach vorne an und investieren Milliarden in innovative Web-2.0-Portale wie MySpace, Youtube oder Facebook.

Viel Geld für wenig Umsatz

Die Holtzbrinck-Verlagsgruppe hat in der jüngsten Vergangenheit auch schon eine stolze Anzahl an Internetportalen und -shops beisammen, darunter den e-Marktplatz erento und das Studentenportal StudiVZ, das kurz vor dem Aufkauf durch Holtzbrinck für Schlagzeilen sorgte. Wieviel Holtzbrinck für StudiVZ hingeblättert hat gab der Verlag offiziell nicht bekannt. Laut Spiegel soll es sich um 85 Mio. Euro handeln. Für ein Portal, das keinen Umsatz erbringt, ziemlich viel. Weber versichert jedoch, dass Holtzbrinck nur in nachhaltig tragfähige Geschäftsmodelle investiere. "StudiVZ hat ein gutes Gründerteam, eine attraktive Marktgröße und ist keine Modeerscheinung", betont er im Interview.

Beurteilung im Nachhinein

"Ob die Social-Networking-Portale wirklich zu teuer sind, werden wir alle abschließend nur im Nachhinein beurteilen können", sagt Stefan Heng, Analyst bei der Deutschen Bank. Die Preise, die im Moment bezahlt werden, seien im Vergleich zu dem was die Portale derzeit abwerfen, zu hoch, unterstreicht Heng. Ihm sei kein Geschäftsmodell bekannt, das derzeit wirklich profitabel wäre. Die Portale, die ansosnten die Öffentlichkeit suchen, sind bei der Veröffentlichung ihrer eigenen harten Geschäftszahlen zumeist äußerst diskret, sagt er weiter. Andererseits dürften sich die alten Medienhäuser aber auch nicht erlauben, diesen neuen Trend zu verschlafen. Nachdem Rupert Murdoch Nutzungsrechte an Google verkauft hatte, habe er den hohen Preis von 580 Mio. US-Dollar für Myspace sogar wieder sehr schnell herein geholt. "Innovative Ideen müssen nicht unbedingt auch profitabel werden. "Innovation hat zwangsläufig auch etwas mit Risikobereitschaft zu tun", sagt Heng abschließend. (pte)