Wien – Der Fall einer Linzerin, die ihre Kinder jahrelang eingesperrt haben soll, erinnert an frühere Fälle in Österreich. Im Folgenden bringt die APA einige der spektakulärsten Vorfälle:

  • 6. Juli 1996
  • – Der Fall einer Wiener Familie, die ihre geistig etwas zurückgebliebene Adoptivtochter jahrelang gequält, misshandelt und eingesperrt hat, sorgt für Aufsehen. Die mittlerweile 23-Jährige wird fortan unter dem Namen "Maria in der Kiste" bekannt. Denn das Kind war nicht nur seit 1984 in einen Geräteschuppen im Garten eingesperrt worden, wobei man sie fallweise fesselte und ihr den Mund mit Heftpflaster verklebte. Die Adoptivtochter musste auch die Nächte in einem "Gesundheitsbett" verbringen: Auf Betreiben der Mutter schlief sie in einer 160 x 55 x 33 Zentimeter großen Holzkiste, die von außen verriegelt wurde. Erst die Anzeige einer anderen Tochter bringt den Fall ans Tageslicht. Die Adoptivmutter wird in einem Aufsehen erregenden Prozess wegen Freiheitsberaubung und Kindesmisshandlung zu fünf Jahren Haft verurteilt, der Vater und eine Wahltante erhalten bedingte Strafen.

  • 11. Dezember 1997
  • – Polizei und Feuerwehr rücken aus und dringen in eine Wohnung in Wien ein. In den mit Unrat übersäten Räumlichkeiten entdecken die Helfer vier Kinder, eines davon wimmernd zwischen Bett und Mauer eingeklemmt. Von den beiden Müttern der Buben fehlt jede Spur, sie haben in jener Nacht eine ausgiebige Beisl-Tour unternommen. Einer Nachbarin war das Babygeschrei aufgefallen, das stundenlang aus den Räumen zu hören war.

  • 10. August 2000
  • – Als eine Sozialarbeiterin in die Wohnung einer burgenländischer Familie kommt, bietet sich ein fürchterliches Bild: Die Kinder – drei, fünf, sieben und acht Jahre alt – sind spärlich bekleidet und verschmutzt, auffallend ruhig und "wirken wie Puppen". Sie sind wegen mangelnder Förderung durch ihre Eltern und fehlender emotionaler Zuwendung sogar entwicklungsgestört. In der Wohnung riecht es nach Staub, Müll und Moder, im Kühlschrank liegen verschimmelte Lebensmittel, das Schlafzimmer ist ein einziger Wäschehaufen, lediglich ein Trampelpfad führt zum Fenster. Die Jugendwohlfahrt ist seit 1994 immer wieder mit Problemen dieser Familie konfrontiert, die Abnahme der Kinder ist immer wieder ein Thema. Ein Jahr später wird das Ehepaar wegen Vernachlässigung von vier seiner insgesamt sechs Kinder schuldig gesprochen und zu einer bedingten Freiheitsstrafe von sechs Monaten verurteilt.

  • 24. Mai 2004
  • – In Oberösterreich erregt der Hungertod einer 17-Jährigen Aufsehen: Das Mädchen wird in dem Haus im Bezirk Steyr-Land, indem sie mit ihrer Mutter wohnt, tot aufgefunden. Sie dürfte bereits drei Tage zuvor gestorben sein. Die Mutter erklärt hingegen, ihre Tochter habe zwei Stunden zuvor noch gelebt. Die Obduktion ergibt, dass die Jugendliche an allgemeinem Organversagen durch Unterernährung gestorben ist. Daraufhin wird die Mutter wegen des Verdachts des Mordes beziehungsweise der Vernachlässigung einer Hilfsbedürftigen mit tödlichem Ausgang festgenommen. Ihr werden "bereits seit längerem alle Anzeichen einer psychischen Erkrankung auch in Form eines religiösen Wahns" bescheinigt. Im Dezember 2005 wird die Frau in einem Geschworenenprozess im Landesgericht Steyr einstimmig wegen vorsätzlichen Mordes durch Unterlassung schuldig gesprochen. Zudem wird die Einweisung in eine Anstalt für abnorme Rechtsbrecher verfügt. (APA)