Peking - Die Atomverhandlungen mit Nordkorea treten auf der Stelle. Bei der Fortsetzung der Sechs-Parteien-Gespräche drängte US-Chefunterhändler Christopher Hill am Sonntag zwar zur Eile, doch schlossen seine Kollegen aus Japan und Südkorea eine rasche Einigung aus. Hill zufolge ist im Entwurf für eine Einigung ein einzelner Punkt strittig. Grundsätzlich hatten die beiden koreanischen Staaten, die USA, China, Japan und Russland Einvernehmen erzielt, dass das verarmte Nordkorea im Gegenzug für die Einstellung seines Atomprogramms Wirtschaftshilfen und Sicherheitszusagen erhält.

"Wir haben eine Menge Fortschritte erzielt. Diese eine offene Frage sollten wir auch schnell lösen", sagte Hill vor Journalisten. Er wolle den nordkoreanischen Unterhändler Kim Kye Gwan im Laufe des Tages treffen. "Wir haben heute den vierten Tag, und mir scheint, dies ist der Tag, an dem wir alles unter Dach und Fach bringen", sagte Hill. Der US-Diplomat weigerte sich, das Problem öffentlich zu benennen. Er sagte lediglich, die Frage solle nun in einer Arbeitsgruppe geklärt werden. Hills südkoreanischer Kollege Chung Yung Woo ergänzte, der Streit drehe sich nicht darum, wie viel Energie Nordkorea für die Schließung seiner Atomanlage Yongbyon erhalte. Es gehe vielmehr darum, wie die Wirtschaftshilfe an das Ausmaß und das Tempo der Entnuklearisierung des kommunistischen Landes geknüpft werde.

Rasche Einigung ausgeschlossen

Chung schloss eine rasche Einigung aus. Sein japanischer Kollege Kenichiro Sasase sagte, es liege einzig bei Nordkorea die beträchtlichen Differenzen beizulegen. Er sprach von "exzessiven Forderungen" Pjöngjangs im Energiebereich. "Dies ist das Problem, und wenn sie ihre Haltung nicht ändern, wird ein Abkommen schwierig sein. Der Abstand zwischen Nordkorea und unserer Seite ist immer noch riesig."

Einem Diplomaten zufolge verlangt die Führung in Pjöngjang Energielieferungen, die 2,7 Millionen Tonnen schwerem Heizöl entsprechen. Nordkorea beharre darauf, dass die USA direkt an dem Geschäft beteiligt seien und es nicht nur einfädelten. Damit sollten die Vereinigten Staaten ihren guten Willen demonstrieren. Gesprächsteilnehmer hatten am Samstag gesagt, der Umfang der nordkoreanischen Forderung habe die anderen Parteien überrascht. Die geforderte Menge entspricht der Energie, die von den zwei Leichtwasserreaktoren erzeugt worden wäre, deren Bau in dem von Nordkorea später gebrochenen Rahmenabkommen von 1994 zugesagt worden war.

Der Inhalt eines von China am Freitag unterbreiteten Kompromissvorschlags war offiziell weiter unklar. Medienberichten zufolge schlägt China vor, dass Nordkorea binnen zwei Monaten seine größten Atomanlagen stilllegen solle, darunter auch den Reaktor in Yongbyon. Im Gegenzug sollen dem kommunistischen Land "alternative Energien" finanziert werden.

Chinesische Vermittlung

Die Verhandlungen wurden am Sonntag in Form von bilateralen Gesprächen zwischen den USA, Südkorea und Nordkorea geführt. Die chinesische Delegation nahm dabei eine Vermittlerrolle ein. Die Sechs-Parteien-Gespräche begannen bereits im August 2003, gerieten aber mehrfach ins Stocken. In einem ersten Abkommen verpflichtete sich Nordkorea im September 2005 zur Abrüstung und bekam dafür Sicherheitsgarantien und Hilfslieferungen in Aussicht gestellt. Wenig später stieg Pjöngjang jedoch aus dem Abkommen aus, weil es von den USA verhängte Strafen für Geldwäscheaktivitäten für unverhältnismäßig hielt. Im Oktober vergangenen Jahres führte Nordkorea nach eigenen Angaben erstmals einen Atomwaffentest durch. Die Vereinten Nationen verhängten daraufhin Strafen gegen das Land.

Der demokratische Senator und Präsidentschaftsanwärter Barack Obama rief die US-Regierung indes zu direkten Gesprächen mit Nordkorea auf. "Ich denke, wir sollten mit Nordkorea reden", sagte Obama am Samstag (Ortszeit) bei einem Wahlkampfauftritt im US-Bundesstaat Iowa. Es gebe zwar keinen Zweifel daran, dass Nordkorea "ein Schurkenstaat" sei und es harte Verhandlungen im Streit um dessen Atomprogramm geben müsse. Aber glaube er nicht, "dass die USA irgendwen bestrafen, indem sie nicht mit ihm reden." (APA/Reuters/AP)